Veröffentlicht am März 11, 2024

Der Kampf gegen Arteriosklerose wird nicht erst bei hohen Cholesterinwerten gewonnen, sondern durch die Kontrolle der zugrunde liegenden stillen Entzündung.

  • Die mediterrane Ernährung verlangsamt nachweislich das Fortschreiten der Plaquebildung.
  • Moderne Blutwerte wie ApoB und hs-CRP sagen Ihr Risiko präziser voraus als der Standard-LDL-Wert.

Empfehlung: Sprechen Sie Ihren Arzt gezielt auf eine erweiterte Diagnostik (Carotis-Sonographie, ApoB, hs-CRP) als IGeL-Leistung an, um Ihr persönliches Gefäßrisiko frühzeitig zu erkennen und zu managen.

Die Diagnose „Arteriosklerose“ oder „Gefäßverkalkung“ klingt für viele Menschen wie ein unausweichliches Urteil, das mit dem Alter einhergeht. In meiner Praxis als Präventivmediziner sehe ich täglich Patienten, insbesondere ab 40 Jahren mit familiärer Vorbelastung, die besorgt sind über ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Die üblichen Ratschläge – weniger Fett, mehr Bewegung – sind zwar bekannt, kratzen aber nur an der Oberfläche eines weitaus komplexeren Geschehens. Sie greifen oft zu kurz, weil sie das eigentliche Problem nicht adressieren: Arteriosklerose ist im Kern keine reine „Verstopfung“ der Gefäße, sondern eine chronische, über Jahrzehnte schwelende stille Entzündung der Gefäßinnenwände.

Viele konzentrieren sich auf den reinen LDL-Cholesterinwert, ohne die wahre Gefahr zu verstehen. Die eigentliche Frage ist nicht nur, wie hoch Ihr Cholesterin ist, sondern wie aggressiv es in Ihren Gefäßwänden agiert. Was wäre, wenn der Schlüssel zur Prävention nicht allein in der Senkung eines einzelnen Laborwertes liegt, sondern im Verständnis und in der gezielten Bekämpfung dieser unterschwelligen Entzündungsprozesse? Die moderne Medizin bietet heute weit mehr als den Standard-Lipidstatus. Präzise Marker wie Apolipoprotein B (ApoB) oder das hochsensitive C-reaktive Protein (hs-CRP) sowie bildgebende Verfahren wie die Carotis-Sonographie erlauben uns einen tiefen Einblick in die Gesundheit Ihrer Arterien – lange bevor Symptome auftreten.

Dieser Artikel führt Sie durch die entscheidenden, wissenschaftlich fundierten Strategien, mit denen Sie die Kontrolle über Ihre Gefäßgesundheit zurückgewinnen. Wir werden die Pathophysiologie der Plaquebildung verständlich erklären, die effektivsten Ernährungsweisen beleuchten und Ihnen zeigen, welche Laborwerte Sie wirklich mit Ihrem Arzt besprechen sollten, um Ihr Risiko nicht nur zu schätzen, sondern aktiv zu managen. Es geht darum, von einer reaktiven Behandlung zu einer proaktiven, personalisierten Prävention überzugehen.

Um Ihnen einen klaren Weg durch dieses komplexe Thema zu weisen, ist dieser Artikel in logische Abschnitte gegliedert. Der folgende Überblick hilft Ihnen, gezielt die Informationen zu finden, die für Ihre persönliche Präventionsstrategie am wichtigsten sind.

Warum beginnt Arteriosklerose bereits ab dem 20. Lebensjahr unbemerkt?

Der gefährlichste Aspekt der Arteriosklerose ist ihr schleichender Beginn. Es handelt sich nicht um ein Ereignis, das plötzlich im mittleren oder hohen Alter auftritt, sondern um einen Prozess, der oft schon in der Jugend seinen Anfang nimmt. Der Mechanismus dahinter ist die endotheliale Dysfunktion. Das Endothel ist die hauchdünne Zellschicht, die unsere Blutgefäße von innen auskleidet. Im gesunden Zustand ist sie glatt und antihaftbeschichtet. Durch Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, hohe Blutzuckerwerte oder eben auch durch bestimmte Nahrungsbestandteile wird diese Schicht gereizt und durchlässig. Dies ist der erste Schritt der stillen Entzündung.

Durch diese „Lecks“ im Endothel können LDL-Cholesterinpartikel in die Gefäßwand eindringen. Dort oxidieren sie und werden von Makrophagen, den Fresszellen unseres Immunsystems, aufgenommen. Diese vollgesogenen Zellen verwandeln sich in sogenannte Schaumzellen, die sich in der Gefäßwand ablagern. Über Jahre und Jahrzehnte bilden diese Ansammlungen die ersten mikroskopisch kleinen Fettstreifen (Fatty Streaks), die Vorstufen der späteren Plaques. Dieser gesamte Prozess verläuft vollkommen symptomfrei. Man fühlt sich gesund und leistungsfähig, während in den Arterien bereits der Grundstein für zukünftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelegt wird.

Wissenschaftliche Daten bestätigen diesen frühen Beginn. Während schwere Verkalkungen meist erst später auftreten, zeigen Analysen, dass erste Gefäßveränderungen bereits in der Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen nachweisbar sind. Das bedeutet, dass die Weichen für die Gefäßgesundheit im Alter bereits in jungen Erwachsenenjahren gestellt werden. Prävention sollte daher nicht erst beginnen, wenn der Arzt erhöhte Werte feststellt, sondern als lebenslange Aufgabe verstanden werden.

Die gute Nachricht ist: Auch wenn der Prozess früh beginnt, ist er beeinflussbar. Die wichtigste Stellschraube ist dabei eine gezielt antientzündliche Lebensweise, allen voran die Ernährung.

Wie Sie durch mediterrane Ernährung Ihre Arterien vor Plaques schützen

Wenn es eine Ernährungsform gibt, deren positive Wirkung auf die Gefäßgesundheit wissenschaftlich am besten belegt ist, dann ist es die mediterrane Kost. Ihr Geheimnis liegt nicht in einzelnen „Superfoods“, sondern in der Kombination aus entzündungshemmenden, antioxidativen und gefäßschützenden Komponenten. Sie wirkt direkt den Mechanismen entgegen, die wir im vorigen Abschnitt besprochen haben: Sie reduziert die stille Entzündung und verbessert die Funktion des Endothels.

Die Grundpfeiler dieser Ernährung sind reichlich Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen. Der entscheidende Faktor ist die Fettqualität: Statt gesättigter Fette aus Wurst und fettem Fleisch kommen primär einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren zum Einsatz. Die Hauptquelle ist hochwertiges Olivenöl extra vergine. In Deutschland lässt sich dies hervorragend durch heimisches Rapsöl ergänzen. Fisch, insbesondere fettreicher Kaltwasserfisch wie Lachs, Makrele oder Hering, liefert wertvolle Omega-3-Fettsäuren, die nachweislich entzündungshemmend wirken. Fleisch, insbesondere rotes Fleisch, wird nur selten verzehrt.

Mediterrane Lebensmittel mit deutschen Alternativen wie Rapsöl und Forelle auf einem Holztisch arrangiert

Die Wirksamkeit ist keine bloße Theorie. Die aktuelle CORDIOPREV-Studie hat eindrucksvoll gezeigt, dass eine mediterrane Ernährung die Progression der Arteriosklerose, gemessen an der Verdickung der Gefäßwand (Intima-Media-Dicke), signifikant verlangsamen kann. Dies unterstreicht, dass es nicht darum geht, Arterien zu „reinigen“, sondern darum, das Fortschreiten der Plaquebildung aktiv zu bremsen.

Fallstudie: Die PREDIMED-Studie

In einer wegweisenden Studie wurden 7.447 Personen in Spanien mit hohem kardiovaskulärem Risiko untersucht. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt eine fettarme Diät (Kontrolle), eine zweite eine mediterrane Diät ergänzt mit extra nativem Olivenöl und die dritte eine mediterrane Diät ergänzt mit Nüssen. Die Nachuntersuchung nach fast 5 Jahren zeigte ein um rund 30 % signifikant reduziertes Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall) in den beiden mediterranen Diätgruppen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Dies belegt eindrücklich die präventive Kraft dieser Ernährungsweise.

Doch Ernährung ist nur ein Teil der Strategie. Oft stellt sich bei erhöhten Blutfettwerten die Frage nach medikamentöser Unterstützung.

Statine oder natürliche Cholesterinsenker: Was beugt Plaques effektiver vor?

Sobald das LDL-Cholesterin einen kritischen Wert überschreitet, stehen Statine als medikamentöse Therapie im Raum. Sie sind die am besten untersuchten und wirksamsten Medikamente zur Senkung des LDL-Cholesterins und haben ihre Fähigkeit, Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern, in unzähligen Studien bewiesen. Ihre Hauptwirkung besteht darin, die körpereigene Cholesterinproduktion in der Leber zu hemmen. Dies führt dazu, dass die Leberzellen mehr LDL-Rezeptoren an ihrer Oberfläche bilden und so mehr schädliches LDL-Cholesterin aus dem Blut entfernen.

Gleichzeitig gibt es ein wachsendes Interesse an natürlichen Alternativen. Substanzen wie Berberin, Rotschimmelreis oder Artischockenextrakt können ebenfalls den Cholesterinspiegel senken, wenn auch meist in geringerem Maße als hochdosierte Statine. Sie können eine Option für Menschen mit nur leicht erhöhten Werten oder bei Unverträglichkeit von Statinen sein. Wichtig ist jedoch: „Natürlich“ bedeutet nicht automatisch harmlos. Auch diese Substanzen haben pharmakologische Wirkungen und sollten nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Der entscheidende Punkt ist, dass es bei der Prävention nicht um einen ideologischen Kampf „Chemie vs. Natur“ geht, sondern um das Erreichen eines individuellen Zielwertes zur Risikoreduktion.

Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten fasst die Behandlungsziele treffend zusammen:

Eine ‚Heilung‘ der Arteriosklerose ist so gut wie nicht möglich, durch eine optimale Behandlung – die unbedingt auch eine konsequente Mitarbeit des Patienten erfordert – kann aber auch im fortgeschrittenen Stadium meist ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden.

– Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten, Internisten im Netz

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die verschiedenen Ansätze. Wichtig ist hierbei zu verstehen, dass die Kosten für Statine in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, während natürliche Cholesterinsenker als Selbstzahlerleistung gelten.

Vergleich von Statinen und natürlichen Cholesterinsenkern
Ansatz Wirkung Kosten Nebenwirkungen
Statine LDL-Senkung um bis zu 50% Kassenleistung Mögliche Muskelschmerzen
Berberin LDL-Senkung um 20-25% Selbstzahler (~20-30€/Monat) Selten, meist gut verträglich
Artischockenextrakt LDL-Senkung um 10-15% Selbstzahler (~15-25€/Monat) Keine bekannt
Kombinationsansatz Synergieeffekte möglich Variabel Abhängig von Kombination

Unabhängig von der medikamentösen Strategie bleibt die Lebensstiländerung die absolute Grundlage. Bestimmte Gewohnheiten können selbst die beste Therapie untergraben.

Diese 5 Gewohnheiten beschleunigen Gefäßverkalkung um das Dreifache

Während eine gesunde Lebensweise die Arterien schützt, gibt es Gewohnheiten, die den Prozess der Gefäßverkalkung dramatisch beschleunigen. Sie wirken wie Brandbeschleuniger für die stille Entzündung im Körper. Es ist entscheidend, diese nicht als isolierte Laster zu betrachten, sondern als potente biologische Angriffe auf Ihr Endothel. Die Kombination mehrerer Risikofaktoren potenziert die Gefahr. So ist laut dem österreichischen Gesundheitsportal das Risiko, eine Arteriosklerose zu entwickeln, bereits viermal so hoch, wenn zwei Risikofaktoren erster Ordnung zusammentreffen.

Basierend auf den Erkenntnissen großer Gesundheitsorganisationen wie der AOK sind dies die gefährlichsten Gewohnheiten für Ihre Gefäße:

  • Rauchen: Nikotin und andere Giftstoffe im Tabakrauch schädigen das Endothel direkt, fördern die Oxidation von LDL-Cholesterin und erhöhen die Gerinnungsneigung des Blutes. Es ist der mit Abstand stärkste einzelne Risikofaktor.
  • Bewegungsmangel: Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Endothelfunktion und senkt Entzündungswerte. Weniger als 30 Minuten moderate Bewegung an den meisten Tagen der Woche erhöht das Risiko signifikant.
  • Konsum von gesättigten Fetten und AGEs: Gesättigte Fette (in Wurst, fettem Käse, Fertigprodukten) fördern Entzündungen. Besonders schädlich sind auch „Advanced Glycation Endproducts“ (AGEs), die beim scharfen Anbraten oder Frittieren entstehen (z.B. bei Bratwurst oder Pommes). Schonendes Garen wie Dünsten ist hier klar im Vorteil.
  • Chronischer Stress: Dauerstress führt zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol, die den Blutdruck erhöhen und die Entzündungswerte im Körper (insbesondere das hs-CRP) in die Höhe treiben. Dies fördert direkt die Arteriosklerose.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Während geringe Mengen Rotwein diskutiert werden, schädigt regelmäßiger und hoher Alkoholkonsum die Gefäßwände, erhöht den Blutdruck und fördert die Entstehung von Triglyceriden in der Leber.

Doch wie kann man feststellen, ob diese Risikofaktoren bereits Spuren in den eigenen Gefäßen hinterlassen haben, auch wenn man sich noch gesund fühlt?

Ab wann sollten Sie Ihre Halsschlagader per Ultraschall auf Plaques untersuchen lassen?

Die große Herausforderung bei der Arteriosklerose-Prävention ist, dass die Erkrankung über Jahrzehnte stumm verläuft. Man kann hohe Cholesterinwerte oder Bluthochdruck haben und sich dennoch völlig gesund fühlen. Eine der elegantesten und sichersten Methoden, um einen direkten Blick in die Arterien zu werfen, ist die Duplex-Sonographie der Halsschlagadern (Carotis-Arterien). Diese schmerzfreie und strahlenfreie Ultraschalluntersuchung ist wie ein „Fenster zu den Gefäßen“.

Bei dieser Untersuchung misst der Arzt zwei entscheidende Dinge. Erstens die Intima-Media-Dicke (IMD). Dies ist die Dicke der innersten beiden Schichten der Gefäßwand. Eine Verdickung der IMD ist das früheste sichtbare Zeichen der Arteriosklerose, noch bevor sich eine richtige Plaque gebildet hat. Sie zeigt das biologische „Gefäßalter“ an. Zweitens sucht der Arzt nach bereits existierenden Plaques. Er kann deren Größe, Beschaffenheit (weich und potenziell instabil oder hart und verkalkt) und das Ausmaß der Gefäßverengung (Stenose) beurteilen.

Diese Untersuchung ist besonders sinnvoll für Personen mit erhöhtem Risiko – also Menschen mit familiärer Vorbelastung, Bluthochdruck, Diabetes, hohen Cholesterinwerten oder für Raucher. Eine generelle Empfehlung für ein bestimmtes Alter gibt es nicht, aber ab 40 oder 45 Jahren kann eine Erstuntersuchung im Rahmen einer umfassenden Vorsorge sehr aufschlussreich sein. In Deutschland wird diese Untersuchung von den gesetzlichen Krankenkassen meist nur bei konkreten Symptomen (z.B. nach einem Schlaganfall) bezahlt. Für die reine Vorsorge ist sie eine typische IGeL-Leistung (Individuelle Gesundheitsleistung), die man selbst bezahlen muss. Die Investition kann sich jedoch lohnen, um Klarheit über den eigenen Gefäßstatus zu erhalten und die Prävention gezielt zu steuern.

Nahaufnahme einer Ultraschalluntersuchung an der Halsschlagader eines Patienten

Die Prävalenz von Gefäßveränderungen nimmt im Alter deutlich zu. Studien zeigen, dass in den westlichen Industrieländern durchschnittlich jeder fünfte Patient über 65 Jahren arteriosklerotische Gefäßveränderungen aufweist. Eine frühzeitige Untersuchung hilft, nicht zu dieser Statistik zu gehören.

Wenn die Untersuchung oder ein Bluttest auf eine erhöhte Entzündungsaktivität hindeutet, gibt es konkrete Schritte, um gegenzusteuern.

Wie Sie Ihr CRP durch Ernährung in 8 Wochen in den Normalbereich bringen

Einer der wichtigsten Blutwerte zur Messung der stillen Entzündung im Körper ist das hochsensitive C-reaktive Protein (hs-CRP). Während das normale CRP bei akuten Infektionen stark ansteigt, misst das hs-CRP selbst minimale, chronische Entzündungslevel, die die Arteriosklerose vorantreiben. Ein Wert unter 1 mg/l gilt als niedriges Risiko, Werte über 3 mg/l deuten auf ein hohes Risiko hin. Die gute Nachricht: Dieser Wert ist durch Lebensstiländerungen, insbesondere durch die Ernährung, hervorragend beeinflussbar.

Ein strukturierter Ansatz kann helfen, den hs-CRP-Wert innerhalb weniger Wochen deutlich zu senken. Der Schlüssel liegt in der konsequenten Eliminierung entzündungsfördernder Lebensmittel und der gleichzeitigen Steigerung antientzündlicher Nährstoffe. Eine solche Umstellung ist keine kurzfristige Diät, sondern der Beginn einer langfristig gefäßgesunden Ernährungsweise. Ein Beispiel dafür ist die „grüne“ mediterrane Ernährung, die in der DIRECT-PLUS-Studie untersucht wurde. Sie zeigte, dass eine Erhöhung des Gemüseanteils, tägliche Walnüsse und grüner Tee bei gleichzeitig reduziertem Fleischkonsum nicht nur die Gefäßverkalkung verlangsamen, sondern auch die Entzündungswerte signifikant verbessern können.

Die Messung des hs-CRP ist in Deutschland in der Regel eine IGeL-Leistung und kostet beim Hausarzt etwa 15 bis 25 Euro. Eine Kontrollmessung nach einer Ernährungsumstellung von etwa 8 Wochen kann den Erfolg objektiv sichtbar machen und ist ein enormer Motivationsfaktor.

Ihr 8-Wochen-Plan zur Senkung des hs-CRP

  1. Woche 1-2: Beginnen Sie mit der konsequenten Eliminierung von Transfetten (in Backwaren, Fast Food) und raffiniertem Zucker (Süßigkeiten, Limonaden) aus Ihrer Ernährung.
  2. Woche 3-4: Steigern Sie aktiv Ihre Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren. Integrieren Sie täglich 1 Esslöffel Leinöl (z.B. im Müsli oder Salat) und essen Sie zweimal pro Woche fetten Seefisch wie Hering oder Lachs.
  3. Woche 5-6: Legen Sie den Fokus auf eine ballaststoffreiche Kost. Das Ziel sind tägliche Portionen von Vollkornprodukten (Haferflocken, Vollkornbrot) und Hülsenfrüchten (Linsen, Kichererbsen).
  4. Woche 7-8: Integrieren Sie gezielt stark entzündungshemmende Gewürze in Ihre tägliche Küche. Verwenden Sie täglich etwa 1 Teelöffel Kurkuma (z.B. in Currys oder als „Goldene Milch“) und frischen Ingwer.
  5. Nach 8 Wochen: Planen Sie eine Erfolgskontrolle durch einen erneuten hs-CRP-Test bei Ihrem Hausarzt, um die positive Veränderung Ihrer Werte zu dokumentieren.

Neben dem Entzündungsmarker CRP sind die Blutfettwerte der zweite entscheidende Faktor. Doch auch hier lohnt sich ein genauerer Blick.

LDL oder ApoB: Welcher Wert sagt Ihr Herzrisiko präziser voraus?

Seit Jahrzehnten ist das LDL-Cholesterin (LDL-C) der Goldstandard zur Beurteilung des Herz-Kreislauf-Risikos. Es wird oft als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet. Diese Sichtweise ist jedoch eine Vereinfachung. Das LDL-C misst lediglich das Gewicht des Cholesterins, das in den LDL-Partikeln transportiert wird. Es sagt aber nichts über die Anzahl dieser Partikel aus. Und genau hier liegt das Problem: Es sind die Partikel selbst, die in die Gefäßwand eindringen und die Arteriosklerose auslösen.

Stellen Sie sich zwei Lastwagen vor. Der eine ist groß und mit 10 Tonnen Sand beladen. Der andere ist ein Konvoi aus zehn Kleinlastern, die jeweils eine Tonne Sand transportieren. Beide transportieren 10 Tonnen (analog zum LDL-C-Gewicht), aber der Konvoi aus zehn Fahrzeugen verursacht viel mehr Verkehr und potenziellen „Schaden“ auf der Straße. Ähnlich ist es im Blut: Viele kleine, dichte LDL-Partikel sind weitaus atherogener (gefäßschädigender) als wenige große, fluffige Partikel – selbst wenn beide die gleiche Menge an Cholesterin transportieren.

Hier kommt das Apolipoprotein B (ApoB) ins Spiel. Jedes atherogene Partikel (LDL, VLDL, IDL) besitzt genau ein ApoB-Molekül. Die Messung des ApoB-Wertes entspricht also direkt der Anzahl der schädlichen Partikel im Blut. Dies ist ein deutlich präziserer Risikomarker, insbesondere bei Patienten mit Diabetes oder metabolischem Syndrom, bei denen das LDL-C das Risiko oft unterschätzt. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) betont in ihren Leitlinien, dass ApoB der bessere Risikomarker ist, der in Deutschland noch zu selten gemessen wird. Auch die ApoB-Messung ist meist eine IGeL-Leistung, die etwa 15-25 Euro kostet.

Die folgende Tabelle stellt die beiden Parameter gegenüber, um die Unterschiede klarzumachen.

Vergleich von LDL-Cholesterin und ApoB als Risikomarker
Parameter LDL-Cholesterin ApoB
Was wird gemessen? Gewicht der LDL-Partikel Anzahl der atherogenen Partikel
Standardtest in Deutschland? Ja (Kassenleistung) Nein (IGeL, ca. 15-25€)
Aussagekraft bei Diabetes/MetS Kann unterschätzen Präziser
Discordance-Problem Möglich Löst dieses Problem

ApoB ist jedoch nur ein Teil eines umfassenderen Bildes, das Ihr gesamtes Lipidprofil zeichnet.

Das Wichtigste in Kürze

  • Arteriosklerose ist ein jahrzehntelanger, stiller Entzündungsprozess, der früh beginnt.
  • Die mediterrane Ernährung ist die wissenschaftlich am besten belegte Diät zur Verlangsamung der Plaque-Progression.
  • Moderne Diagnostik (Carotis-Sonographie, hs-CRP, ApoB) ermöglicht eine präzise, frühzeitige Risikobewertung jenseits von Standard-Blutwerten.

Lipidprofil verstehen: Was Triglyceride, Lp(a) und ApoB über Ihr Herzrisiko verraten

Ein Standard-Lipidprofil, das von der Krankenkasse bezahlt wird, umfasst Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin und Triglyceride. Das ist ein guter Anfang, aber für eine umfassende Risikobewertung, insbesondere bei familiärer Vorbelastung, greift es oft zu kurz. Um Ihre Gefäßgesundheit proaktiv zu managen, sollten Sie auch die „fortgeschrittenen“ Werte kennen und verstehen.

Triglyceride: Diese Blutfette sind ein direkter Indikator für den Konsum von schnell verfügbaren Kohlenhydraten (Zucker, Weißmehl) und Alkohol. Hohe Triglyceridwerte sind oft mit kleinen, dichten LDL-Partikeln und einem niedrigen HDL-Wert assoziiert – eine besonders gefährliche Kombination. Ein guter Zielwert liegt unter 150 mg/dl.

Lipoprotein(a) – Lp(a): Dies ist ein genetisch festgelegter Risikofaktor. Lp(a) ist ein dem LDL ähnliches Partikel, das zusätzlich ein Protein namens Apolipoprotein(a) trägt, welches die Blutgerinnung fördern kann. Ein erhöhter Lp(a)-Wert steigert das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall unabhängig von anderen Risikofaktoren. Da der Wert kaum durch Lebensstil oder Medikamente beeinflussbar ist, empfehlen Experten eine einmalige Messung im Leben, um dieses genetische Risiko zu kennen. Auch dies ist meist eine IGeL-Leistung.

Apolipoprotein B (ApoB): Wie bereits diskutiert, ist dies der präziseste Marker für die Anzahl der atherogenen Partikel. Ein hoher ApoB-Wert bei normalem LDL-C ist ein klares Warnsignal, das im Standard-Check-up übersehen würde.

Diese erweiterte Diagnostik ist besonders wichtig, da genetische Faktoren eine große Rolle spielen. So leidet nach Angaben der Deutschen Gefäßliga etwa jeder 250. Mensch in Deutschland an familiärer Hypercholesterinämie (FH), einer Erbkrankheit mit stark erhöhten Cholesterinwerten von Geburt an. Für diese Menschen ist eine frühzeitige und aggressive Prävention überlebenswichtig.

Die Gesamtheit dieser Werte ergibt ein viel genaueres Bild Ihres Risikos. Um eine fundierte Diskussion mit Ihrem Arzt zu führen, ist es essenziell, dass Sie die Bedeutung jedes einzelnen Parameters Ihres Lipidprofils kennen.

Die Prävention der Arteriosklerose ist kein passiver Akt, sondern eine aktive, informierte Strategie. Indem Sie Ihre persönlichen Risikofaktoren kennen, Ihre Lebensweise anpassen und auf eine präzise Diagnostik setzen, können Sie den Verlauf der Gefäßalterung maßgeblich beeinflussen und Ihre Gesundheit langfristig schützen. Beginnen Sie noch heute damit, diese Strategien in die Tat umzusetzen, um Ihre Arterien gesund zu erhalten.

Häufige Fragen zur Arteriosklerose-Vorsorge

Wer sollte eine Duplex-Sonographie der Halsgefäße durchführen lassen?

Die Untersuchung ist besonders wichtig im Rahmen der Vorsorge und Früherkennung der Arteriosklerose, insbesondere bei Risikopatienten mit Diabetes, Bluthochdruck oder familiärer Vorbelastung.

Was bedeutet eine IMD-Verdickung?

Eine Verdickung der Intima-Media-Dicke zeigt das ‚Gefäßalter‘ an und ist ein früher Marker für Arteriosklerose, noch bevor Symptome auftreten.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Die Carotis-Sonographie wird meist als IGeL-Leistung angeboten und muss selbst bezahlt werden, außer bei konkreten Symptomen oder Indikationen.

Geschrieben von Thomas Schneider, Dr. med. Thomas Schneider ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie mit Zusatzbezeichnung interventionelle Kardiologie. Seit 18 Jahren arbeitet er als Oberarzt in der kardiologischen Abteilung eines Herzzentrums mit über 400 Betten und führt jährlich mehr als 600 Herzkatheter-Untersuchungen durch.