
Das frustrierende Wiederzunehmen nach einer Diät ist kein persönliches Versagen, sondern eine vorprogrammierte biologische Reaktion Ihres Körpers.
- Ihr Stoffwechsel verlangsamt sich gezielt, um Energie zu sparen (metabolische Adaptation).
- Ihre Fettzellen besitzen ein „epigenetisches Gedächtnis“, das aktiv zur Wiederzunahme drängt.
Empfehlung: Statt reiner Willenskraft sind strukturierte medizinische und verhaltensbasierte Strategien nötig, um diesen Mechanismus zu überwinden und das Herz langfristig zu schützen.
Sie haben es geschafft. Nach Wochen oder Monaten der Disziplin zeigt die Waage endlich Ihr Wunschgewicht an. Das Gefühl ist berauschend, die Komplimente bestärken Sie. Doch dann, schleichend und unaufhaltsam, klettern die Kilos wieder nach oben. Die Frustration ist immens und nagt am Selbstwertgefühl. Viele glauben, es läge an mangelnder Willenskraft oder einem Rückfall in alte Muster. Die üblichen Ratschläge – mehr Protein, mehr Sport, mehr Disziplin – fühlen sich an wie ein Kampf gegen Windmühlen.
Was aber, wenn ich Ihnen als Kardiologe und Adipositas-Mediziner sage: Das Problem ist nicht primär Ihre Disziplin. Das Problem ist Ihre Biologie. Ihr Körper kämpft aktiv gegen das niedrigere Gewicht. Dieses Phänomen, bekannt als metabolische Adaptation, ist ein uralter Überlebensmechanismus. Ihr Körper interpretiert den Gewichtsverlust als Hungersnot und tut alles, um zu seinem alten, „sicheren“ Gewicht, dem sogenannten Set-Point, zurückzukehren. Der Kampf um das Gewicht-Halten ist daher oft härter und medizinisch komplexer als das Abnehmen selbst.
Dieser Artikel durchbricht den Mythos des Willenskraftversagens. Wir werden die biologischen Gründe für den Jo-Jo-Effekt beleuchten und Ihnen evidenzbasierte, in Deutschland verfügbare Strategien an die Hand geben. Sie erfahren, wie Sie Ihren Stoffwechsel überlisten, welche Rolle moderne Therapien spielen und wie Sie das deutsche Gesundheitssystem nutzen können, um Ihr neues, herzgesundes Gewicht dauerhaft zu sichern.
Um diese komplexe Herausforderung zu meistern, haben wir die wichtigsten Informationen für Sie strukturiert. Der folgende Sommaire gibt Ihnen einen Überblick über die Themen, die wir behandeln werden, um Ihnen zu helfen, Ihren Erfolg langfristig zu sichern.
Sommaire : Gewicht dauerhaft halten und das Herz schützen
- Warum kämpft Ihr Stoffwechsel gegen Ihr niedrigeres Gewicht?
- Wie Sie 10% Körpergewicht verlieren und Ihr Herzinfarktrisiko um 50% senken
- Schnell oder langsam abnehmen: Was halten Sie langfristig besser?
- Wie Sie Ihr neues Gewicht in den ersten 2 Jahren nach der Diät halten
- Diese 3 Verhaltensweisen führen garantiert zur Wiederzunahme des Gewichts
- Wann sind Medikamente zur Gewichtserhaltung nach Abnahme gerechtfertigt?
- Gewichtsreduktion für ein gesundes Herz: Die effektivsten Strategien nach aktueller Studienlage
- Wie Herzinsuffizienz-Schulungen Sie zum Experten Ihrer eigenen Erkrankung machen
Warum kämpft Ihr Stoffwechsel gegen Ihr niedrigeres Gewicht?
Der Hauptgrund, warum das Halten des Gewichts so schwierig ist, liegt in einem tief verwurzelten biologischen Prozess: der metabolischen Adaptation. Nach einer Gewichtsreduktion fährt Ihr Körper den Energieverbrauch herunter. Er wird effizienter und verbrennt für dieselbe Aktivität weniger Kalorien als eine Person, die schon immer dieses niedrigere Gewicht hatte. Das ist kein Defekt, sondern ein evolutionär sinnvoller Schutzmechanismus, der unsere Vorfahren vor dem Verhungern bewahrte. Ihr Körper weiß nicht, dass Sie absichtlich abgenommen haben; er registriert nur einen Energiemangel und schaltet in den Sparmodus.
Zusätzlich zu dieser Anpassung greift die sogenannte Set-Point-Theorie. Ihr Körper hat ein Gewicht, bei dem er sich „wohlfühlt“ und das er mit allen Mitteln zu verteidigen versucht. Nach einer Diät sendet das Gehirn verstärkt Hungersignale aus und reduziert gleichzeitig das Sättigungsgefühl, um Sie zur Rückkehr zum alten Gewicht zu bewegen. Dieser Kampf findet auf biochemischer Ebene statt und ist mit reiner Willenskraft kaum zu gewinnen.
Eine bahnbrechende Entdeckung untermauert dies: Wissenschaftler der ETH Zürich konnten 2024 zeigen, dass Fettzellen eine Art epigenetisches Gedächtnis besitzen. In ihrer Studie an Personen nach einer Magenverkleinerung fanden sie heraus, dass bestimmte epigenetische Markierungen in den Fettzellen auch nach massivem Gewichtsverlust bestehen bleiben. Diese „Erinnerung“ an den Zustand des Übergewichts trägt maßgeblich dazu bei, dass der Körper versucht, die Fettspeicher schnell wieder aufzufüllen. Der Jo-Jo-Effekt ist also nicht nur eine Frage des Verhaltens, sondern auch eine biologische Programmierung.
Wie Sie 10% Körpergewicht verlieren und Ihr Herzinfarktrisiko um 50% senken
Die Anstrengung, das Gewicht zu reduzieren und zu halten, ist keine reine Kosmetik – es ist eine der wirksamsten Maßnahmen zum Schutz Ihres Herzens. Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist nach wie vor eine der größten Bedrohungen für die Gesundheit in Deutschland. Wie der aktuelle Deutsche Herzbericht zeigt, führte die chronische ischämische Herzkrankheit im Jahr 2022 die Liste der Todesursachen an, mit Tausenden von Todesfällen allein durch Herzinfarkte. Übergewicht ist einer der zentralen, modifizierbaren Risikofaktoren für diese Erkrankungen.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass Sie keine radikalen Ziele erreichen müssen, um einen dramatischen Effekt zu erzielen. Der Nutzen für Ihr Herz-Kreislauf-System ist bereits bei moderatem Gewichtsverlust immens. Diese Einschätzung wird von führenden deutschen Experten geteilt. So betont Prof. Dr. med. Hans Hauner für die Deutsche Herzstiftung:
Schon eine Gewichtsabnahme von fünf bis zehn Prozent kann Bluthochdruck und Blutwerte deutlich verbessern. Jede Gewichtsabnahme, auch wenn es nur wenige Kilo sind, beugt wirkungsvoll Herzkrankheiten vor.
– Prof. Dr. med. Hans Hauner, Deutsche Herzstiftung
Eine Gewichtsreduktion von nur 10 % kann das Risiko für einen Herzinfarkt um bis zu 50 % senken. Dieser Effekt entsteht durch eine Kaskade positiver Veränderungen: Der Blutdruck sinkt, die Blutzuckerwerte verbessern sich, schädliches LDL-Cholesterin wird reduziert und die Entzündungswerte im Körper gehen zurück. Ihr Herz muss weniger hart arbeiten, um das Blut durch den Körper zu pumpen, was die Gefäße entlastet und das Risiko für Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) mindert. Jeder Schritt in Richtung eines gesünderen Gewichts ist somit eine direkte Investition in eine längere und gesündere Lebensspanne.
Schnell oder langsam abnehmen: Was halten Sie langfristig besser?
In einer Welt der schnellen Lösungen versprechen viele Diäten einen rasanten Gewichtsverlust. Doch aus medizinischer Sicht stellt sich die Frage: Was ist nachhaltiger für das Gewicht und gesünder für das Herz? Die Antwort ist differenziert. Ein schneller initialer Gewichtsverlust kann die Motivation stark erhöhen. Einige Studien deuten darauf hin, dass Personen, die anfangs mehr abnehmen, langfristig oft erfolgreicher sind. Allerdings birgt ein zu schnelles Abnehmen, oft durch extreme Kalorienrestriktion, auch erhebliche Risiken.
Der Körper reagiert auf einen rapiden Gewichtsverlust mit einer noch stärkeren metabolischen Adaptation. Der Grundumsatz kann drastisch sinken, und der Muskelverlust ist oft höher als bei einer langsameren Abnahme. Dies macht die anschließende Gewichtserhaltung zu einer noch größeren Herausforderung. Viel entscheidender als die Geschwindigkeit des Abnehmens ist jedoch die Stabilität des Gewichts danach. Starke Gewichtsschwankungen, der sogenannte Jo-Jo-Effekt, sind besonders schädlich für das Herz-Kreislauf-System.
Eine Langzeitstudie mit über 9.500 Herzpatienten zeigte alarmierende Ergebnisse: Jedes zusätzliche Kilogramm an Gewichtsschwankung erhöhte das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod signifikant. Das Herz wird durch das ständige Auf und Ab von Blutfettwerten, Blutdruck und Blutzucker extrem belastet. Die American Heart Association warnt eindringlich, dass das Herz umso mehr leidet, je früher im Leben diese Jo-Jo-Effekte auftreten. Frauen, die schon in jungen Jahren mit Diäten begannen, zeigten die schlechteste Herzgesundheit. Das Ziel sollte daher nicht ein möglichst schneller, sondern ein möglichst nachhaltiger Gewichtsverlust mit anschließender Stabilisierung sein.
Wie Sie Ihr neues Gewicht in den ersten 2 Jahren nach der Diät halten
Die ersten zwei Jahre nach einer erfolgreichen Gewichtsabnahme sind die kritischste Phase. Hier entscheidet sich, ob der Erfolg von Dauer ist. In dieser Zeit ist Ihr Körper besonders anfällig für die biologischen Gegenregulationen. Der Schlüssel liegt darin, neue Routinen zu etablieren und das deutsche Gesundheitssystem gezielt als Unterstützung zu nutzen. Anstatt sich allein auf Willenskraft zu verlassen, sollten Sie eine strukturierte Nachsorge für sich selbst organisieren.
Eine zentrale Säule ist die regelmäßige Überwachung wichtiger Gesundheitsparameter. Dies hilft nicht nur, medizinische Risiken frühzeitig zu erkennen, sondern schafft auch Verbindlichkeit. Nutzen Sie dafür die Vorsorgeangebote Ihrer Krankenkasse. Darüber hinaus etablieren Sie eine Ernährung, die sättigt und schmeckt, aber eine moderate Kaloriendichte aufweist. Dies kann zum Beispiel eine proteinreiche mediterrane Kost sein. Kombinieren Sie dies mit regelmäßiger körperlicher Aktivität, die Ihnen Freude bereitet – ob Krafttraining zum Erhalt der Muskelmasse oder Ausdauersport für das Herz.

Moderne digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), die von Ärzten verschrieben werden können, bieten hier eine hervorragende, von den Kassen getragene Unterstützung. Sie helfen dabei, Verhalten zu analysieren, Ziele zu setzen und am Ball zu bleiben. Auch die Navigation durch soziale Anlässe und Feiertage, die in Deutschland oft kalorienreich sind, erfordert Planung. Hier geht es nicht um Verzicht, sondern um kluge Alternativen.
Die folgende Tabelle gibt Ihnen einige Beispiele, wie Sie typische deutsche Feste genießen können, ohne Ihre Erfolge zunichtezumachen.
| Anlass | Typische Kalorienfalle | Gesunde Alternative | Kalorieneinsparung |
|---|---|---|---|
| Oktoberfest | 1 Maß Bier + Haxe (2500 kcal) | Radler + Hähnchen (800 kcal) | 1700 kcal |
| Weihnachtsmarkt | Glühwein + Bratwurst (700 kcal) | Früchtepunsch + Maroni (250 kcal) | 450 kcal |
| Grillparty | Bratwurst + Kartoffelsalat (900 kcal) | Gemüsespieße + Salat (300 kcal) | 600 kcal |
Ihr Plan zur Nutzung des deutschen Gesundheitssystems für den Gewichtserhalt
- Check-up 35 nutzen: Gehen Sie alle 3 Jahre zur kostenlosen Vorsorgeuntersuchung (ab 35 J.) zur Kontrolle von Blutwerten (Zucker, Fette) und Blutdruck.
- DiGA auf Rezept prüfen: Fragen Sie Ihren Arzt nach einer digitalen Gesundheitsanwendung wie zanadio. Bei einem BMI von 30-40 werden die Kosten zu 100% von allen gesetzlichen Kassen übernommen.
- Bonusprogramme der Krankenkasse aktivieren: Sammeln Sie aktiv Punkte für dokumentierte Aktivitäten (z.B. Schritte-Ziele), Vorsorgeuntersuchungen oder Mitgliedschaft im Fitnessstudio und sichern Sie sich Prämien.
- In DMP-Programme einschreiben: Leiden Sie bereits an einer Folgeerkrankung wie KHK oder Diabetes Typ 2, lassen Sie sich in ein Disease-Management-Programm (DMP) einschreiben für eine strukturierte Betreuung.
- Präventionskurse nach §20 SGB V beantragen: Nutzen Sie bis zu zwei von Ihrer Kasse bezuschusste Kurse pro Jahr für Ernährung, Bewegung oder Stressmanagement, um Ihr Wissen zu vertiefen.
Diese 3 Verhaltensweisen führen garantiert zur Wiederzunahme des Gewichts
Während die Biologie den Rahmen für die Gewichtserhaltung setzt, ist es letztlich unser Verhalten, das über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Aus meiner klinischen Erfahrung gibt es drei typische Verhaltensmuster, die fast unweigerlich zur Wiederzunahmen führen. Sie zu kennen, ist der erste Schritt, um sie zu vermeiden.
1. Das „Alles-oder-Nichts“-Denken: Dieses Schwarz-Weiß-Denken ist der größte Feind der Nachhaltigkeit. Ein „Ausrutscher“ – ein Stück Torte, ein üppiges Abendessen – wird nicht als das gesehen, was er ist: ein einzelnes Ereignis. Stattdessen wird er als komplettes Versagen interpretiert, was zu Frustration und dem Gedanken „Jetzt ist es eh egal“ führt. Dies löst oft eine Kaskade unkontrollierten Essens aus. Erfolgreiche Gewichtserhalter praktizieren Flexibilität. Ein gutes Modell ist das 80/20-Prinzip: 80% der Zeit wird auf eine gesunde, zielkonforme Ernährung geachtet, während 20% für Genuss und soziale Anlässe reserviert sind. So wird Genuss Teil des Plans, nicht dessen Scheitern.
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2. Der Rückfall in die Passivität: Nach der Diät schleicht sich oft Bequemlichkeit ein. Die Einkäufe werden wieder unreflektierter getätigt, das Essen nicht mehr vorgeplant, der Sport wird zur Nebensache. Man verlässt sich darauf, dass das neue Gewicht „einfach bleibt“. Doch die metabolische Adaptation arbeitet im Hintergrund. Das Vermeiden psychologischer Fallen ist hier entscheidend: Gehen Sie niemals hungrig einkaufen und halten Sie sich strikt an eine Einkaufsliste. Meiden Sie die Süßwarengänge und lassen Sie sich nicht von Rabattaktionen für Junkfood verleiten. Erfolg basiert auf der permanenten Etablierung aktiver, bewusster Entscheidungen.
3. Die Belohnung durch Essen: Viele Menschen haben gelernt, sich nach einem anstrengenden Tag oder bei Stress mit Essen zu belohnen oder zu trösten. Diese emotionale Kopplung muss durchbrochen werden. Nach einer erfolgreichen Abnahme ist es essenziell, alternative Belohnungs- und Stressbewältigungsstrategien zu entwickeln. Das kann ein entspannendes Bad, ein Spaziergang, das Hören von Musik oder ein Telefonat mit einem Freund sein. Essen darf nicht die primäre Antwort auf emotionale Zustände bleiben. Das Ziel ist es, Nahrung wieder als das zu sehen, was sie ist: Energie für den Körper, nicht Futter für die Seele.
Wann sind Medikamente zur Gewichtserhaltung nach Abnahme gerechtfertigt?
Die Erkenntnis, dass das Halten von Gewicht ein biologischer Kampf ist, hat auch die medizinische Herangehensweise verändert. Wenn Lebensstiländerungen allein nicht ausreichen, um der starken metabolischen Gegenregulation des Körpers standzuhalten, kann eine medikamentöse Unterstützung sinnvoll und medizinisch gerechtfertigt sein. Dies gilt insbesondere für Menschen mit einem hohen BMI oder bestehenden Begleiterkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Bluthochdruck.

Moderne Adipositas-Medikamente, wie GLP-1-Rezeptoragonisten (z.B. Semaglutid in Wegovy oder Liraglutid in Saxenda), greifen genau in die biologischen Prozesse ein. Sie erhöhen das Sättigungsgefühl im Gehirn, verlangsamen die Magenentleerung und helfen so, die Hungersignale zu regulieren, die der Körper nach einer Abnahme aussendet. Sie sind kein Ersatz für eine Lebensstiländerung, sondern eine leistungsstarke Unterstützung, um diese überhaupt erst nachhaltig umsetzen zu können.
Die größte Hürde in Deutschland ist jedoch die Kostenfrage. Obwohl diese Medikamente für bestimmte Patientengruppen zugelassen sind, werden sie von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) aktuell nicht erstattet. Die aktuellen Kosten für zugelassene Adipositas-Medikamente von mehreren hundert Euro pro Monat stellen für viele eine unüberwindbare Barriere dar und schaffen eine therapeutische Lücke. Dies ist ein hochumstrittenes gesundheitspolitisches Thema, da die Folgekosten von Adipositas-assoziierten Erkrankungen um ein Vielfaches höher sind.
Eine wichtige, von den Kassen übernommene Alternative stellt die digitale Therapie dar, wie die folgende Übersicht zeigt.
| Medikament/Therapie | Wirkstoff/Prinzip | Anwendung | Kosten/Monat | Kostenübernahme GKV |
|---|---|---|---|---|
| Wegovy | Semaglutid | 1x wöchentlich | 172-277€ | Nein |
| Saxenda | Liraglutid | täglich | 180-290€ | Nein |
| Mounjaro | Tirzepatid | 1x wöchentlich | 206-489€ | Nein |
| zanadio (DiGA) | App-basierte Verhaltenstherapie | täglich | 0€ | Ja (bei BMI 30-40) |
Das Wichtigste in Kürze
- Der Gewichtserhalt ist biologisch oft schwerer als die Abnahme, bedingt durch die metabolische Adaptation Ihres Körpers.
- Bereits eine moderate Gewichtsreduktion von 5-10% senkt Ihr Herzinfarktrisiko drastisch, weshalb sich der Aufwand lohnt.
- Nutzen Sie strukturierte Hilfen des deutschen Gesundheitssystems wie digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), Vorsorge-Check-ups und Präventionskurse.
Gewichtsreduktion für ein gesundes Herz: Die effektivsten Strategien nach aktueller Studienlage
Um das reduzierte Gewicht und damit die Entlastung für das Herz langfristig zu sichern, müssen die Strategien über das reine Kalorienzählen hinausgehen. Die aktuelle Studienlage favorisiert einen multifaktoriellen Ansatz, der Ernährung, Bewegung und Verhaltenspsychologie kombiniert. Das Ziel ist nicht eine temporäre Diät, sondern eine dauerhafte Umstellung der Lebensweise, die zur neuen Normalität wird.
Bei der Ernährung haben sich Ansätze wie die mediterrane Diät oder die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) als besonders herzgesund erwiesen. Sie sind reich an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und gesunden Fetten (z.B. aus Olivenöl und Nüssen) und arm an verarbeitetem Fleisch und Zucker. Diese Ernährungsformen wirken antientzündlich und verbessern nachweislich Blutdruck und Blutfettwerte. Eine ausreichende Proteinzufuhr (ca. 1,2-1,6 g pro kg Körpergewicht) ist zudem entscheidend, um die Sättigung zu fördern und dem Muskelabbau während der Gewichtsregulation entgegenzuwirken.
Bei der Bewegung ist die Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining ideal. Während Ausdauersport wie Radfahren, Schwimmen oder flottes Gehen das Herz-Kreislauf-System stärkt und Kalorien verbrennt, ist Krafttraining unerlässlich, um die Muskelmasse zu erhalten. Muskeln sind stoffwechselaktives Gewebe; je mehr Sie davon haben, desto höher ist Ihr Grundumsatz und desto leichter fällt die Gewichtskontrolle. Leider zeigt die Realität in Deutschland eine Versorgungslücke: Obwohl Herzinsuffizienz eine der häufigsten Diagnosen ist, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation, dass nur ein Bruchteil der Herzpatienten eine strukturierte kardiologische Rehabilitation erhält. Umso wichtiger ist die Eigeninitiative.
Wie Herzinsuffizienz-Schulungen Sie zum Experten Ihrer eigenen Erkrankung machen
Für Patienten, bei denen Übergewicht bereits zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) geführt hat, ist ein proaktives Selbstmanagement überlebenswichtig. Hier kommen strukturierte Schulungsprogramme, wie die Disease-Management-Programme (DMP) der Krankenkassen, ins Spiel. Diese Programme zielen darauf ab, chronisch kranke Menschen zu Experten ihrer eigenen Erkrankung zu machen. Sie erhalten nicht nur eine koordinierte medizinische Betreuung, sondern auch das Wissen und die Werkzeuge, um im Alltag die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Ein zentraler Bestandteil dieser Schulungen ist das Verständnis für die Symptome und die Bedeutung der Selbstkontrolle. Bei Herzinsuffizienz sind plötzliche Gewichtszunahmen oft kein Fett, sondern gefährliche Wassereinlagerungen. Patienten lernen, ihr Gewicht täglich zu kontrollieren und bei einer Zunahme von mehr als 1 kg pro Tag oder 2,5 kg pro Woche sofort ihren Arzt zu kontaktieren. Dieses einfache Monitoring kann Krankenhausaufenthalte verhindern. Ebenso wird die Wichtigkeit der Medikamententreue und einer kochsalzarmen Ernährung vermittelt.
Ein weiterer Fokus liegt auf angepasster körperlicher Aktivität. Viele Herzpatienten haben Angst vor Belastung. In den Schulungen lernen sie unter Anleitung, wie Bewegung ihr Herz entlasten kann. Regelmäßiges Training senkt die Herzfrequenz und kann die Sauerstoffaufnahme um bis zu 20-25% steigern, was die allgemeine Leistungsfähigkeit und Lebensqualität erheblich verbessert. Programme wie die DMPs bieten den sicheren Rahmen, um diese positiven Effekte zu erzielen. Sie sind ein Paradebeispiel dafür, wie das deutsche Gesundheitssystem Patienten befähigt, den Krankheitsverlauf aktiv positiv zu beeinflussen, anstatt nur passiv behandelt zu werden.
Um Ihr neues Gewicht und Ihre Herzgesundheit langfristig zu sichern, ist ein Umdenken erforderlich: Weg von kurzfristigen Diäten, hin zu einem dauerhaften, medizinisch begleiteten Gesundheitsmanagement. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die hier vorgestellten Strategien und nutzen Sie die Angebote des deutschen Gesundheitssystems, um Ihren Erfolg zu zementieren.
Häufige Fragen zum Thema Gewichtserhalt und Herzgesundheit
Wie erkenne ich Wassereinlagerungen bei Herzinsuffizienz?
Der zuverlässigste Weg ist das tägliche Wiegen zur gleichen Zeit, morgens nach dem Toilettengang. Eine plötzliche Gewichtszunahme von über 1 Kilogramm innerhalb von 24 Stunden oder 2,5 Kilogramm in einer Woche ist ein starkes Warnsignal für Wassereinlagerungen und sollte umgehend ärztlich abgeklärt werden.
Welche Rolle spielt die Deutsche Herzstiftung?
Die Deutsche Herzstiftung ist eine wichtige unabhängige Anlaufstelle für Patienten. Sie bietet zertifiziertes und verständliches Informationsmaterial zu Herzerkrankungen, veranstaltet Experten-Chats und Telefonsprechstunden und hilft bei der Vermittlung von Kontakten zu Selbsthilfegruppen für den wertvollen Austausch mit anderen Betroffenen.
Sind spezielle Diäten bei Herzinsuffizienz nötig?
Eine spezifische „Herzinsuffizienz-Diät“ gibt es nicht, aber eine kochsalzarme, mediterrane Ernährung wird dringend empfohlen. Entscheidend ist zudem die Trinkmenge: Diese sollte unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, da bei einer Herzschwäche oft eine Beschränkung auf 1,5 bis 2 Liter pro Tag notwendig ist, um das Herz nicht zu überlasten.