
Die entscheidende Erkenntnis: In Deutschland sind verschreibungspflichtige Herz-Apps keine Lifestyle-Produkte, sondern streng geprüfte Medizinprodukte, die Ihre Therapie aktiv unterstützen und von den Kassen übernommen werden.
- Der Schlüssel zur Kostenübernahme ist die offizielle Listung im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
- Diese Apps ermöglichen ein proaktives Management Ihrer Herzerkrankung, indem sie kritische Veränderungen frühzeitig erkennen – oft bevor Sie Symptome spüren.
Empfehlung: Sprechen Sie gezielt mit Ihrem Kardiologen über eine für Ihre Diagnose (z. B. Herzinsuffizienz, Bluthochdruck) zugelassene DiGA. Es ist Ihr Recht, diese digitale Unterstützung als Teil Ihrer Therapie anzufordern.
Als Herzpatient fühlen Sie sich möglicherweise oft reaktiv – Sie reagieren auf Symptome, auf Arzttermine, auf Messergebnisse. Die Idee, eine App zur Überwachung Ihrer Gesundheit zu nutzen, ist nicht neu. Der Markt ist überflutet mit Wellness- und Fitness-Anwendungen, die Vitaldaten aufzeichnen. Doch die meisten dieser Apps bieten keine medizinisch validierte Sicherheit und werden von den Krankenkassen nicht als Teil Ihrer Behandlung anerkannt. Sie bleiben eine private Spielerei mit unsicherem Nutzen und fragwürdigem Datenschutz.
Aber was wäre, wenn die Technologie nicht nur ein passives Tagebuch, sondern ein aktiver Partner in Ihrer Therapie sein könnte? Genau hier setzt das deutsche System der Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) an. Die eigentliche Revolution liegt nicht in der App selbst, sondern im streng regulierten Rahmen, der sie umgibt. Es geht nicht darum, ob eine App schick aussieht, sondern darum, ob sie nachweislich einen positiven Versorgungseffekt hat. Dieser Artikel erklärt Ihnen aus kardiologischer Sicht, warum dieses System in Deutschland einzigartig ist, wie es Ihre Sicherheit als Patient gewährleistet und wie Sie diese geprüften Medizinprodukte auf Rezept erhalten, um Ihre Herzgesundheit proaktiv zu managen.
Wir beleuchten die entscheidenden Unterschiede zwischen einer einfachen App und einem erstattungsfähigen Medizinprodukt, zeigen Ihnen, wie diese Technologie Sie vor einer Verschlechterung warnen kann, und geben Ihnen eine klare Anleitung, wie Sie den Weg zur Ihrer persönlichen „Herz-App auf Rezept“ erfolgreich beschreiten.
Sommaire : Ihr Wegweiser zu digitalen Herz-Anwendungen auf Kassenrezept
- Warum zahlt die Krankenkasse manche Herz-Apps, andere nicht?
- Wie eine Herzinsuffizienz-App Sie 2 Wochen vor einer Verschlechterung warnt
- DiGA oder Telemedizin: Was ist der Unterschied für Herzpatienten?
- Sind Ihre Herzdaten in DiGA-Apps sicher vor Missbrauch?
- Wie bekommen Sie eine Herz-App auf Kassenrezept?
- Wann wird KI-Diagnostik zum Standard in deutschen Herzzentren?
- Warum ist Telekardiologie bei Herzinsuffizienz genauso sicher wie Klinikbesuche?
- Telekardiologie: Wie Sie kardiologisch betreut werden, ohne das Haus zu verlassen
Warum zahlt die Krankenkasse manche Herz-Apps, andere nicht?
Die Antwort liegt in einem entscheidenden Unterschied: Eine App aus dem App Store ist ein unreguliertes Produkt, eine Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) auf Rezept ist hingegen ein zertifiziertes Medizinprodukt. In Deutschland hat der Gesetzgeber mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) einen strengen regulatorischen Rahmen geschaffen. Nur Anwendungen, die diesen Prozess erfolgreich durchlaufen, werden von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Der Kern dieses Prozesses ist die Prüfung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Eine App wird nur dann in das offizielle DiGA-Verzeichnis aufgenommen, wenn der Hersteller nachweisen kann, dass sie nicht nur sicher ist, sondern auch einen „positiven Versorgungseffekt“ bietet. Das bedeutet, die App muss den Gesundheitszustand von Patienten nachweislich verbessern oder die Versorgungsprozesse erleichtern. Aktuell sind bereits 55 DiGA dauerhaft oder vorläufig zugelassen (Stand Juni 2024), was die Etablierung dieses Systems unterstreicht.
Das Konzept der vorläufigen Aufnahme
Um Innovationen zu fördern, können Hersteller eine DiGA für bis zu 24 Monate vorläufig ins Verzeichnis aufnehmen lassen. In dieser Zeit, in der die Krankenkassen die Kosten bereits übernehmen, muss der Hersteller durch Studien den positiven Versorgungseffekt belegen. Gelingt der Nachweis nicht, wird die App wieder aus dem Verzeichnis gestrichen. Für Sie als Patient bedeutet das: Jede verschriebene DiGA befindet sich in einem kontinuierlichen Evaluationsprozess, der höchste Qualitätsstandards sichert. Ihre bereits begonnene Therapie können Sie aber in jedem Fall beenden.
Dieser Mechanismus stellt sicher, dass nur medizinisch wirksame und sichere Anwendungen den Weg in Ihre Therapie finden. Eine gewöhnliche Fitness-App kann diesen Nachweis nicht erbringen und wird daher nie auf Rezept erhältlich sein.
Wie eine Herzinsuffizienz-App Sie 2 Wochen vor einer Verschlechterung warnt
Eine der größten Herausforderungen bei chronischer Herzinsuffizienz ist die schleichende Verschlechterung, die oft erst bemerkt wird, wenn eine Krankenhauseinweisung (Dekompensation) unausweichlich ist. Genau hier setzen moderne Herz-Apps an, indem sie vom reaktiven zum proaktiven Management übergehen. Sie dienen als Frühwarnsystem, das kritische Veränderungen erkennt, lange bevor Sie sich spürbar schlechter fühlen.
Ein gutes Beispiel ist die DiGA ProHerz. Sie analysiert täglich von Ihnen selbst gemessene Vitalparameter wie Blutdruck, Herzfrequenz, Gewicht und Sauerstoffsättigung. Der entscheidende Mechanismus ist die intelligente Auswertung dieser Daten im Zeitverlauf. Eine plötzliche, unerklärliche Gewichtszunahme von mehr als zwei Kilogramm in drei Tagen ist beispielsweise ein klassisches Alarmzeichen für eine Wassereinlagerung, ein frühes Symptom einer sich anbahnenden Dekompensation.
Die App löst daraufhin eine gestufte Warnung aus: Im „gelben Bereich“ erhalten Sie als Patient eine Benachrichtigung mit Handlungsempfehlungen. Erreichen Ihre Werte den „roten Bereich“, wird automatisch ein Care-Center informiert, das Kontakt mit Ihnen aufnimmt, um die Ursache zu klären und gegebenenfalls in Abstimmung mit Ihrem Arzt die Therapie anzupassen. So kann eine Eskalation oft ohne Klinikaufenthalt abgewendet werden. Um dies zu ermöglichen, benötigen Sie in der Regel spezielle, mit der App verbundene Peripheriegeräte.
- Vernetzte Waage mit Bluetooth-Übertragung zur automatischen Gewichtskontrolle
- Digitales Blutdruckmessgerät (CE-geprüft und kompatibel mit der DiGA)
- Mobiles EKG-Gerät für die Heimanwendung (je nach App)
- Pulsoximeter zur Messung der Sauerstättigung
Diese Geräte werden meist leihweise vom DiGA-Anbieter zur Verfügung gestellt, sodass für Sie kein zusätzlicher Aufwand entsteht.
DiGA oder Telemedizin: Was ist der Unterschied für Herzpatienten?
In der Diskussion um digitale Gesundheitslösungen werden die Begriffe „DiGA“ und „Telemedizin“ oft verwechselt, obwohl sie zwei unterschiedliche, sich aber ergänzende Konzepte beschreiben. Für Sie als Herzpatient ist es wichtig, den Unterschied zu kennen, um die richtige Versorgungsform für Ihre Situation zu finden. Eine DiGA ist primär ein Werkzeug zum Selbstmanagement, das Sie anleitet und unterstützt. Die Telekardiologie ist hingegen eine ärztliche Dienstleistung, die eine kontinuierliche Fernbetreuung durch medizinisches Fachpersonal ermöglicht.
Diese Unterscheidung wird von führenden Experten betont, wie Prof. Dr. Friedrich Köhler vom Deutschen Herzzentrum der Charité klarstellt:
Telekardiologie ist eine ärztliche Dienstleistung, die oft durch ein telemedizinisches Zentrum (TMZ) erbracht wird und die Daten aus einer DiGA oder anderen Geräten nutzt.
– Prof. Dr. Friedrich Köhler, Deutsches Herzzentrum der Charité
Eine DiGA kann also die Daten liefern, die dann im Rahmen der Telekardiologie von Experten interpretiert werden. Die folgende Tabelle hilft Ihnen bei der Entscheidung, welcher Ansatz für Sie geeigneter ist, wie eine vergleichende Analyse zeigt.
| Kriterium | DiGA reicht aus | Telekardiologie empfohlen |
|---|---|---|
| Patientenprofil | Stabiler Patient nach Infarkt | Fortgeschrittene Herzinsuffizienz (NYHA III-IV) |
| Betreuung | Selbstmanagement mit App | 24/7 Telemedizinisches Zentrum |
| Kosten | Ca. 605€/90 Tage | Variable Kosten je nach Anbieter |
| Personal | Gelegentliche Arztkontrolle | Spezialisierte Herzinsuffizienz-Pflegekräfte |
| Beispiel | ProHerz App | Charité TMZ, Herzzentrum Leipzig |
Zusammenfassend lässt sich sagen: Für stabile Patienten, die ihre Therapie-Adhärenz verbessern und ihre Werte selbst im Blick behalten wollen, ist eine DiGA oft ausreichend. Bei komplexen Verläufen und fortgeschrittener Herzinsuffizienz bietet die Telekardiologie durch die 24/7-Überwachung ein deutlich höheres Sicherheitsnetz.
Sind Ihre Herzdaten in DiGA-Apps sicher vor Missbrauch?
Die Sorge um die Sicherheit sensibler Gesundheitsdaten ist eine der größten Hürden bei der Akzeptanz digitaler Lösungen. Hier bietet das deutsche DiGA-System einen der weltweit strengsten Schutzrahmen, der weit über die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hinausgeht. Ihre Datensouveränität als Patient steht im Mittelpunkt. Das bedeutet: Sie behalten jederzeit die Kontrolle darüber, was mit Ihren Daten geschieht.
Das BfArM prüft jede DiGA rigoros auf Datenschutz und Informationssicherheit. Zu den Kernanforderungen gehört, dass die Datenverarbeitung grundsätzlich in Deutschland oder der EU stattfinden muss. Ein Verkauf Ihrer Daten zu Werbezwecken ist durch das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) explizit verboten. DiGA-Hersteller dürfen keine Werbung in der App schalten, die sich auf deren Inhalte bezieht. Diese strikten Regeln sollen sicherstellen, dass der Fokus ausschließlich auf Ihrem medizinischen Nutzen liegt, wie auch der Bitkom-Leitfaden für DiGA beschreibt.

Die technische Sicherheit, wie die Verschlüsselung der Datenübertragung, ist ebenfalls ein zentrales Prüfkriterium. Ab 2024 wird zudem die Interoperabilität mit der elektronischen Patientenakte (ePA) vorangetrieben. Das bedeutet, Sie können Ihre in der DiGA erfassten Daten auf Wunsch sicher und direkt in Ihre ePA übertragen lassen, um sie Ihrem behandelnden Ärzteteam zugänglich zu machen. Dies geschieht jedoch niemals automatisch, sondern erfordert immer Ihre explizite Zustimmung.
Sie können also darauf vertrauen, dass eine auf Rezept verschriebene Herz-App nach höchsten deutschen und europäischen Sicherheitsstandards entwickelt und betrieben wird.
Wie bekommen Sie eine Herz-App auf Kassenrezept?
Der Prozess, eine DiGA zu erhalten, ist standardisiert und unkompliziert. Im Gegensatz zu vielen anderen Gesundheitsleistungen benötigen Sie keine vorherige Genehmigung durch Ihre Krankenkasse. Wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht und die App im BfArM-Verzeichnis gelistet ist, haben Sie einen gesetzlichen Anspruch darauf. Der Weg führt in der Regel über Ihren behandelnden Arzt oder Kardiologen.
Um Ihnen den Prozess zu erleichtern, ist es hilfreich, gut vorbereitet in das Arztgespräch zu gehen. Informieren Sie sich vorab im DiGA-Verzeichnis, welche Anwendung für Ihre Diagnose (z.B. Herzinsuffizienz, Hypertonie) infrage kommt. Die folgende Anleitung fasst die notwendigen Schritte zusammen.
Ihr Plan zur Herz-App auf Rezept
- Arztgespräch führen: Sprechen Sie Ihren Arzt oder Kardiologen aktiv auf DiGA an und lassen Sie die zugrundeliegende Diagnose (z. B. Herzinsuffizienz) bestätigen.
- Rezept erhalten: Ihr Arzt stellt Ihnen ein Kassenrezept (Muster 16) für die spezifische DiGA aus.
- Rezept einreichen: Reichen Sie das Rezept bei Ihrer Krankenkasse ein. Dies geht heutzutage einfach per App, über das Online-Portal der Kasse oder klassisch per Post.
- Freischaltcode erhalten: Ihre Krankenkasse schickt Ihnen in der Regel innerhalb von 48 Stunden einen 16-stelligen Freischaltcode zu.
- DiGA aktivieren: Laden Sie die entsprechende App aus dem App Store herunter und aktivieren Sie die Vollversion mit dem erhaltenen Code.
Einige Patienten sind unsicher, wie sie das Thema im Gespräch am besten ansprechen. Hier kann eine einfache Formulierungshilfe nützlich sein:
Ich habe über digitale Gesundheitsanwendungen für Herzinsuffizienz gelesen. Die App ProHerz ist im DiGA-Verzeichnis gelistet. Könnte diese App eine sinnvolle Ergänzung zu meiner Therapie sein? Ich würde gerne die tägliche Überwachung meiner Vitalwerte nutzen.
– Beispielformulierung für Patienten
Seit 2022 bieten auch einige Apotheken Unterstützung bei der Einlösung des Rezepts und der Einrichtung der App an, was eine zusätzliche Hilfestellung sein kann.
Wann wird KI-Diagnostik zum Standard in deutschen Herzzentren?
Während DiGA und Telemedizin bereits heute die Patientenversorgung verändern, steht die nächste Revolution schon bevor: der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der kardiologischen Diagnostik. KI-Systeme sind in der Lage, in EKG-Aufzeichnungen oder Herz-MRT-Bildern Muster zu erkennen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. Sie können so mit hoher Präzision auf verborgene Risiken wie ein erhöhtes Vorhofflimmer-Risiko oder frühe Anzeichen einer Herzmuskelschwäche hinweisen.
Dies ist keine ferne Zukunftsmusik mehr. Führende deutsche Universitätskliniken in Heidelberg, München und Essen forschen bereits aktiv an der Implementierung solcher Systeme. Die wegweisende TIM-HF2-Studie nutzte beispielsweise die KI-gestützte Analysesoftware „Fontane“, um die täglich übermittelten Patientendaten in Echtzeit auszuwerten und das medizinische Personal auf kritische Entwicklungen aufmerksam zu machen. Diese Projekte zeigen, dass KI-Diagnostik den Status eines reinen Forschungsprojekts verlässt und beginnt, klinische Relevanz zu beweisen.
Bis diese Technologie jedoch flächendeckend zum Standard in deutschen Herzzentren wird, ist noch etwas Geduld gefragt. Die Hürden liegen nicht nur in der technischen Entwicklung, sondern auch in der Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen und der Integration in klinische Arbeitsabläufe. Experten prognostizieren einen Zeithorizont von 5 bis 10 Jahren für die breite Etablierung von KI als primäres Diagnosewerkzeug in der Kardiologie. Für Sie als Patient bedeutet das: In absehbarer Zeit könnte die Diagnostik noch präziser und die Therapie noch individueller werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Nur im BfArM-Verzeichnis gelistete Herz-Apps sind als Medizinprodukte zertifiziert und werden von der Kasse bezahlt.
- Moderne DiGA dienen als Frühwarnsystem, indem sie Vitaldaten analysieren und bei kritischen Werten proaktiv alarmieren.
- Ihre Gesundheitsdaten sind in DiGA durch strenge deutsche Gesetze geschützt; ein Verkauf zu Werbezwecken ist verboten.
Warum ist Telekardiologie bei Herzinsuffizienz genauso sicher wie Klinikbesuche?
Die Vorstellung, bei einer ernsthaften Herzerkrankung nicht mehr regelmäßig in der Klinik erscheinen zu müssen, mag zunächst verunsichern. Doch umfangreiche Studien belegen, dass eine gut strukturierte telekardiologische Betreuung für viele Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz nicht nur komfortabler, sondern mindestens genauso sicher ist wie die herkömmliche Versorgung – in manchen Aspekten sogar überlegen.
Die bisher größte in Deutschland durchgeführte Studie dazu ist die TIM-HF2-Studie unter Leitung der Charité Berlin. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Die Studie mit über 1.500 Patienten zeigte, dass von 100 Herzinsuffizienzpatienten nur 8 statt 11 pro Jahr versterben, wenn sie telemedizinisch betreut werden. Zudem verbrachten die Patienten im Telemedizin-Arm signifikant weniger Tage im Krankenhaus. Das Geheimnis dieses Erfolgs liegt in der kontinuierlichen Überwachung und dem schnellen Eingreifen bei Problemen.

Anstatt alle drei Monate einen Arzttermin zu haben, stehen Sie unter täglicher, wenn auch unsichtbarer, Beobachtung. Ein klar definierter Eskalationsprozess in einem telemedizinischen Zentrum (TMZ) bildet das Sicherheitsnetz:
- Stufe 1: Bei auffälligen Werten (z.B. starker Blutdruckabfall) schlägt ein automatisiertes System im TMZ Alarm.
- Stufe 2: Eine spezialisierte Herzinsuffizienz-Pflegekraft („Heart Failure Nurse“) ruft Sie umgehend an, um die Situation zu klären.
- Stufe 3: Bei Bedarf wird eine sofortige Videosprechstunde mit einem Kardiologen des Zentrums eingeleitet.
- Stufe 4: Die Therapie wird direkt angepasst (z.B. Dosisänderung eines Medikaments) oder eine koordinierte Krankenhauseinweisung organisiert.
Dieses System ersetzt die lückenhafte Versorgung durch ein engmaschiges, proaktives 24/7-Sicherheitsnetz.
Telekardiologie: Wie Sie kardiologisch betreut werden, ohne das Haus zu verlassen
Die Telekardiologie transformiert den Alltag von Herzpatienten fundamental. Statt regelmäßiger, oft anstrengender Fahrten in die Praxis oder Klinik, wird die medizinische Betreuung nahtlos in Ihr häusliches Umfeld integriert. Der tägliche Aufwand für Sie als Patient ist dabei minimal, während die Überwachung durch das medizinische Team maximal ist. Ein typischer Tagesablauf illustriert, wie unkompliziert sich diese moderne Versorgungsform gestaltet.
Ein Tag im Leben eines Telekardiologie-Patienten
Stellen Sie sich vor: Um 7:00 Uhr morgens stehen Sie auf Ihre vernetzte Waage. Die Daten werden automatisch an das telemedizinische Zentrum (TMZ) gesendet. Um 8:30 Uhr messen Sie Ihren Blutdruck – auch diese Werte landen ohne Ihr Zutun direkt bei den betreuenden Experten. Mittags beantworten Sie kurz drei einfache Fragen zu Ihrem Befinden in einer App auf Ihrem Tablet, zum Beispiel: „Fühlen Sie sich kurzatmig?“ oder „Haben Sie geschwollene Beine?“. Der Gesamtaufwand für Sie beträgt vielleicht fünf Minuten am Tag. Im Hintergrund überwacht das TMZ kontinuierlich Ihre Daten und reagiert nur dann, wenn Handlungsbedarf besteht.
Diese Form der Betreuung ist besonders für ältere oder mobilitätseingeschränkte Patienten in ländlichen Regionen ein enormer Gewinn an Lebensqualität. Doch auch jüngere, berufstätige Patienten profitieren von der Flexibilität. Die technische Einrichtung wird dabei komplett vom Anbieter übernommen. Spezialisierte Techniker kommen zu Ihnen nach Hause, installieren alle Geräte und erklären die Handhabung – ein Service, der selbst der 92-jährigen ältesten Teilnehmerin der TIM-HF2-Studie eine problemlose Nutzung ermöglichte.
Die Kosten für die Telekardiologie werden bei entsprechender Indikation, vor allem für Patienten mit Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium II oder III, von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Damit steht diese hochwertige Versorgungsform einem breiten Patientenkreis in Deutschland offen.
Um diese modernen Möglichkeiten der Herz-Therapie für sich zu nutzen, ist der erste Schritt das Gespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens. Besprechen Sie mit Ihrem Kardiologen, ob eine Digitale Gesundheitsanwendung oder eine telekardiologische Anbindung für Sie eine sinnvolle und sichere Ergänzung Ihrer bisherigen Behandlung darstellt.
Fragen und Antworten zu digitalen Herz-Anwendungen
Werden meine Gesundheitsdaten an Pharmafirmen verkauft?
Nein. Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) verbietet explizit den Verkauf von DiGA-Patientendaten für Marketingzwecke. DiGA unterliegen einem strikten Werbeverbot.
Wo werden meine Daten gespeichert?
DiGA müssen ihre Daten in Deutschland oder der EU hosten. Dies ist eine BfArM-Anforderung, die über die normale DSGVO hinausgeht.
Können meine DiGA-Daten in die elektronische Patientenakte (ePA) übertragen werden?
Ja, ab 2024 ist die Integration möglich. DiGA-Hersteller müssen ein Bestätigungsverfahren der gematik durchlaufen, um Daten sicher in die ePA schreiben zu können.
Für welche Patienten übernimmt die GKV die Kosten für Telekardiologie?
Hauptsächlich Patienten mit Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium II oder III, besonders nach kürzlicher Krankenhausentlassung.
Wer stellt die technischen Geräte für die Telekardiologie zur Verfügung?
Die Geräte werden meist leihweise vom Telemedizin-Anbieter gestellt und von Technikern vor Ort eingerichtet.
Wie funktioniert die Installation bei älteren Patienten?
Spezialisierte Techniker kommen zum Patienten nach Hause und richten alle Geräte ein. Die 92-jährige älteste Patientin der TIM-HF2-Studie konnte das System problemlos nutzen.