
Beschwerden wie Luftnot oder ein neu entdecktes Herzgeräusch verunsichern, doch ein EKG liefert oft keine klare Ursache. Der Herzultraschall ist der entscheidende nächste Schritt.
- Die Echokardiographie liefert ein Live-Video der Herzmechanik und ist damit dem EKG weit überlegen.
- Sie ermöglicht eine präzise Beurteilung der Herzklappen und der Pumpfunktion, den häufigsten Ursachen für Symptome.
- Die Untersuchung ist schmerzfrei, strahlenfrei und liefert in der Regel sofortige Ergebnisse.
Empfehlung: Verstehen Sie diese Untersuchung nicht als beunruhigenden Test, sondern als den wichtigsten Schritt auf Ihrer diagnostischen Reise, um endlich Klarheit über Ihre Herzgesundheit zu gewinnen.
Vielleicht hat Ihr Hausarzt bei einer Routineuntersuchung ein Herzgeräusch gehört, oder Sie leiden seit einiger Zeit unter Luftnot bei Belastung und abnehmender Leistungsfähigkeit. Solche Symptome lösen verständlicherweise Sorge aus. Der erste Schritt ist meist ein Elektrokardiogramm (EKG), das die elektrischen Impulse des Herzens misst. Doch oft zeigt das EKG einen unauffälligen Befund, obwohl die Beschwerden weiter bestehen. Diese Situation ist für viele Patienten frustrierend und verunsicherend.
Hier beginnt die eigentliche „visuelle Detektivarbeit“ des Kardiologen: die Echokardiographie, umgangssprachlich Herzultraschall genannt. Während das EKG nur die „Zündkerzen“ des Herzmotors prüft, erlaubt uns der Ultraschall einen direkten Blick auf die Mechanik: die Bewegung der Wände, die Funktion der Ventile (Herzklappen) und den Blutfluss in Echtzeit. Es ist die mit Abstand wichtigste und am häufigsten eingesetzte Methode, um strukturelle Herzerkrankungen sicher zu erkennen oder auszuschließen. Es geht nicht nur darum, ein Bild zu machen, sondern darum, eine funktionelle Landkarte Ihres Herzens zu erstellen, die Ihre Symptome erklärt.
Doch was passiert bei dieser Untersuchung genau? Was ist der Unterschied zwischen den verschiedenen Ultraschallmethoden und – am wichtigsten – was bedeuten die Befunde für Sie persönlich? Dieser Artikel führt Sie als Ihr behandelnder Kardiologe durch den gesamten Prozess. Wir klären, warum das EKG an seine Grenzen stößt, wie die Untersuchung abläuft, welche Befunde wirklich relevant sind und wann weiterführende Bildgebung wie ein Herz-MRT oder -CT in Deutschland notwendig wird. Ziel ist es, Ihnen die Unsicherheit zu nehmen und Sie zu einem informierten Partner auf Ihrer diagnostischen Reise zu machen.
In diesem Leitfaden finden Sie detaillierte Antworten auf die häufigsten Fragen rund um die Echokardiographie. Wir werden die einzelnen Schritte beleuchten und Ihnen helfen, die Ergebnisse im Kontext Ihrer Gesundheit zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Wegweiser zur Echokardiographie
- Warum reicht ein EKG allein nicht aus, um Herzklappenerkrankungen zu erkennen?
- Wie läuft eine Echokardiographie ab und müssen Sie sich vorbereiten?
- Transthorakale oder transösophageale Echokardiographie: Wann wird welche Methode eingesetzt?
- Diese 3 Befunde im Herzultraschall sollten Sie sofort mit Ihrem Kardiologen besprechen
- Unklare Ultraschallbefunde: Wann ist ein Herz-MRT oder Herz-CT notwendig?
- Herzultraschall oder Kardio-MRT: Welche Untersuchung liefert welche Antworten?
- CT, MRT oder Stress-Echo: Welche Bildgebung bei welchem Verdacht?
- Belastungs-EKG: Wann reicht ein Ruhe-EKG nicht mehr aus?
Warum reicht ein EKG allein nicht aus, um Herzklappenerkrankungen zu erkennen?
Das Elektrokardiogramm (EKG) ist ein unverzichtbares Werkzeug in der Kardiologie. Es misst die elektrische Aktivität des Herzmuskels und ist hervorragend geeignet, um Herzrhythmusstörungen oder einen akuten Herzinfarkt zu erkennen. Doch das EKG hat einen entscheidenden „blinden Fleck“: Es kann die mechanische Funktion des Herzens – also die Bewegung der Wände und insbesondere die Funktion der Herzklappen – nicht direkt beurteilen. Es sieht nur die elektrischen Signale, nicht die Pumpe selbst bei der Arbeit.
Genau hier liegt die Krux, denn viele Herzerkrankungen, die zu Symptomen wie Luftnot oder Leistungsknick führen, sind mechanischer Natur. Insbesondere Herzklappenfehler, wie eine Verengung (Stenose) oder eine Undichtigkeit (Insuffizienz), bleiben im EKG oft lange unentdeckt. Dabei handelt es sich um ein relevantes Problem; Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 10% der Menschen über 60 Jahren von einer behandlungsbedürftigen Herzklappenerkrankung betroffen. Die Echokardiographie ist hier die Methode der Wahl. Sie ist, wie Experten betonen, die bei weitem am häufigsten durchgeführte bildgebende Diagnostik in der Kardiologie, die mit hoher Treffsicherheit eine Herzerkrankung bestätigen oder ausschließen kann.
Die diagnostische Reise im deutschen Gesundheitssystem folgt daher einem klaren und bewährten Pfad:
- Der erste Verdacht: Ihr Hausarzt stellt beim Abhören ein Herzgeräusch fest, oder Ihre Symptome und ein unauffälliges EKG lassen an ein mechanisches Problem denken.
- Die Überweisung zum Spezialisten: Sie erhalten einen Überweisungsschein zum Kardiologen mit dem Auftrag zur Echokardiographie.
- Die visuelle Diagnostik: Der Kardiologe führt die Echokardiographie durch, um die Struktur und Funktion Ihres Herzens detailliert zu beurteilen und die Ursache Ihrer Beschwerden zu finden.
Somit ist das EKG ein wichtiger erster Schritt, aber der Herzultraschall ist das entscheidende Werkzeug, um die Puzzleteile zusammenzufügen und ein vollständiges Bild Ihrer Herzgesundheit zu erhalten.
Wie läuft eine Echokardiographie ab und müssen Sie sich vorbereiten?
Viele Patienten sind vor einer Echokardiographie unsicher, was sie erwartet. Die gute Nachricht vorweg: Die Standarduntersuchung, die sogenannte transthorakale Echokardiographie (TTE), ist vollkommen schmerzfrei, ungefährlich und erfordert keine besondere Vorbereitung. Sie verwendet Ultraschallwellen, keine Röntgenstrahlen, und ist daher beliebig oft wiederholbar. Die gesamte Untersuchung ist meist unkomplizierter als ein Zahnarztbesuch.
Sie werden gebeten, Ihren Oberkörper freizumachen und sich auf eine Untersuchungsliege zu legen, meist auf die linke Seite. Diese Position bringt das Herz näher an die Brustwand und verbessert die Bildqualität. Ich trage dann ein kühles Ultraschallgel auf Ihre Brust auf – dies ist notwendig, um eine gute Ankopplung des Schallkopfes an die Haut zu gewährleisten. Anschließend führe ich den Schallkopf mit leichtem Druck über verschiedene Stellen Ihres Brustkorbs, um das Herz aus unterschiedlichen Winkeln zu betrachten. Auf dem Monitor sehe ich dabei ein „sprechendes Bild“: ein Live-Video Ihres schlagenden Herzens. So kann ich die Größe der Herzhöhlen, die Dicke der Wände, die Funktion der Klappen und die Pumpleistung präzise beurteilen. Der große Vorteil ist, dass ich innerhalb von 15 Minuten eine Aussage über die Funktion des Herzens treffen kann.

Wie Sie auf dem Bild sehen, ist die Atmosphäre ruhig und konzentriert. Während der Untersuchung werden Sie eventuell gebeten, die Luft kurz anzuhalten oder die Position leicht zu verändern. Im Anschluss an die Untersuchung bespreche ich die Ergebnisse in der Regel sofort mit Ihnen und übersetze die technischen Befunde in verständliche Informationen für Ihre Gesundheit.
Ihre Checkliste für den Kardiologen-Termin in Deutschland
- Überweisungsschein: Bringen Sie die Überweisung Ihres Hausarztes mit.
- Medikamentenliste: Halten Sie eine aktuelle Liste aller Medikamente, die Sie einnehmen, bereit.
- Vorbefunde: Nehmen Sie Arztbriefe oder Ergebnisse früherer Herzuntersuchungen (z.B. altes EKG) mit.
- Vorbereitung TTE: Für den normalen Ultraschall von außen ist keine Vorbereitung nötig. Sie können normal essen und trinken.
- Vorbereitung TEE: Falls ein „Schluckecho“ geplant ist, müssen Sie mindestens 4 Stunden vorher nüchtern bleiben.
Eine gute Vorbereitung Ihrerseits, insbesondere das Mitbringen aller relevanten Unterlagen, hilft uns, die Befunde optimal einzuordnen und wertvolle Zeit zu sparen.
Transthorakale oder transösophageale Echokardiographie: Wann wird welche Methode eingesetzt?
In der kardiologischen Praxis sprechen wir von zwei Haupttypen der Echokardiographie: der transthorakalen (TTE) und der transösophagealen (TEE), auch „Schluckecho“ genannt. Für Sie als Patient ist es wichtig zu verstehen, dass dies keine konkurrierenden, sondern sich ergänzende Verfahren sind. Die TTE ist der absolute Standard und in über 95 % der Fälle die erste und einzige notwendige Untersuchung.
Die TTE (transthorakale Echokardiographie) ist die bereits beschriebene Untersuchung von außen über den Brustkorb. Sie ist schnell, einfach und liefert exzellente Übersichtsaufnahmen des Herzens. In den allermeisten Fällen reicht sie völlig aus, um die Pumpfunktion zu beurteilen und relevante Klappenfehler oder andere strukturelle Probleme zu identifizieren.
Die TEE (transösophageale Echokardiographie) kommt dann ins Spiel, wenn die TTE keine ausreichende Bildqualität liefert (z.B. bei starkem Übergewicht oder Lungenerkrankungen) oder wenn wir ganz spezifische, detaillierte Fragen klären müssen. Da die Speiseröhre direkt hinter dem Herzen verläuft, können wir mit einer dünnen Ultraschallsonde, die wie bei einer Magenspiegelung eingeführt wird, extrem hochauflösende Bilder erzeugen. Dies ist insbesondere zur genauen Diagnostik von Herzklappenerkrankungen, zur Suche nach kleinen Blutgerinnseln im Herzen (z.B. vor einer elektrischen Kardioversion) oder bei Verdacht auf eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) entscheidend.
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede für Sie zusammen, basierend auf etablierten klinischen Standards.
| Kriterium | TTE (Transthorakal) | TEE (Transösophageal) |
|---|---|---|
| Durchführung | Von außen durch Brustwand | Über Speiseröhre |
| Vorbereitung | Keine | 4h nüchtern |
| Dauer | 15-20 Minuten | 20-30 Minuten |
| Sedierung | Nicht nötig | Rachenbetäubung/Dämmerschlaf |
| Bildqualität | Gut | Sehr detailliert |
| Einsatzgebiet | Routine-Untersuchung | Spezielle Fragestellungen |
Seien Sie also unbesorgt: Das TEE ist eine Spezialuntersuchung für besondere Fälle. In der Regel beginnt und endet Ihre diagnostische Reise mit der einfachen und unkomplizierten TTE.
Diese 3 Befunde im Herzultraschall sollten Sie sofort mit Ihrem Kardiologen besprechen
Der Titel dieser Sektion klingt alarmierend, doch meine Absicht als Kardiologe ist es, Ihnen die Angst zu nehmen und für Aufklärung zu sorgen. Nach einem Herzultraschall googeln viele Patienten ihre Befunde und stoßen auf beunruhigende Informationen. Die Wahrheit ist: Viele Befunde sind entweder Normalvarianten oder harmlos und bedürfen lediglich einer Kontrolle. Die eigentliche Kunst ist die Befund-Übersetzung: die Einordnung des Gesehenen in Ihren persönlichen Gesundheitskontext.
Der entscheidende Punkt ist nicht der Befund selbst, sondern das Gespräch mit Ihrem Kardiologen darüber. Hier sind drei häufige Befunde, die oft zu Verunsicherung führen, aber richtig eingeordnet werden müssen:
- Geringgradige Mitralklappeninsuffizienz: Eine minimale Undichtigkeit der Mitralklappe ist ein extrem häufiger Befund, besonders im Alter. Man kann es sich wie ein minimal tropfendes Ventil vorstellen. In den allermeisten Fällen ist dies ohne jede klinische Bedeutung und erfordert keine Therapie, sondern lediglich eine Verlaufskontrolle nach 1-2 Jahren.
- Ejektionsfraktion (EF) von 55 %: Die Ejektionsfraktion beschreibt die Pumpleistung der linken Herzkammer in Prozent. Patienten lesen oft „eingeschränkte Pumpfunktion“ und geraten in Panik. Ein Wert von 55 % liegt jedoch absolut im Normalbereich (normal ist >50-70 %) und ist ein Zeichen für ein kräftiges Herz. Es besteht kein Grund zur Sorge.
- Diastolische Dysfunktion Grad I: Dieser Befund beschreibt eine leichte Versteifung des Herzmuskels, die seine Entspannungs- und Füllungsphase betrifft. Auch dies ist ein sehr häufiger altersbedingter Befund, oft verbunden mit Bluthochdruck. In Grad I hat er meist keine Auswirkungen und erfordert oft keine spezifische Behandlung, außer der guten Einstellung des Blutdrucks.
Selbst bei relevanteren Befunden wie einer mittel- bis höhergradigen Klappenundichtigkeit geht es nicht um sofortige Panik, sondern um eine strukturierte Überwachung. Wie das MSD Manual für Fachkreise festhält, ist ein klares Vorgehen entscheidend:
Patienten mit schweren AR [Aortenklappeninsuffizienz], die die Kriterien für eine Intervention nicht erfüllen, sollten durch körperliche Untersuchung und Echokardiographie alle 6 bis 12 Monate neu beurteilt werden.
– MSD Manual für Fachkreise, Aortenklappeninsuffizienz Behandlungsrichtlinien
Sehen Sie den Befundbericht also nicht als Urteil, sondern als Grundlage für ein Gespräch. Fragen Sie nach, lassen Sie sich die Bedeutung erklären und besprechen Sie gemeinsam das weitere Vorgehen. Das ist der Schlüssel zu einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung.
Unklare Ultraschallbefunde: Wann ist ein Herz-MRT oder Herz-CT notwendig?
Die Echokardiographie ist unser kraftvolles Erstlinien-Werkzeug. Doch manchmal liefert sie zwar einen Hinweis, aber keine endgültige Antwort. In solchen Fällen, bei unklaren Befunden oder komplexen Fragestellungen, greifen wir auf weiterführende bildgebende Verfahren wie das Kardio-MRT (Magnetresonanztomographie) oder das Kardio-CT (Computertomographie) zurück. Wichtig ist zu verstehen, dass diese Methoden den Ultraschall nicht ersetzen, sondern gezielt ergänzen.
Ein klassisches Szenario ist der Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Im Ultraschall sehen wir vielleicht eine global eingeschränkte Pumpfunktion, können aber die Ursache nicht sicher bestimmen. Hier ist das Kardio-MRT Goldstandard: Es kann die Entzündung im Gewebe direkt sichtbar machen und von einer alten Narbe (z.B. nach einem stillen Infarkt) unterscheiden. Diese Information ist entscheidend für die Therapieplanung und Prognose.
Ein weiteres Beispiel sind komplexe angeborene Herzfehler oder Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien), bei denen das MRT eine unübertroffene Detailgenauigkeit der Anatomie und Gewebebeschaffenheit liefert. Das Kardio-CT hingegen spielt seine Stärke vor allem bei der Darstellung der Herzkranzgefäße aus. Es kann nicht-invasiv, also ohne Herzkatheter, Verkalkungen (Arteriosklerose) nachweisen oder ausschließen.
Im deutschen Gesundheitssystem ist der Weg klar strukturiert, man spricht von einer diagnostischen Kaskade. Dies stellt sicher, dass teure und aufwändigere Untersuchungen nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie wirklich notwendig sind:
- Stufe 1: Die transthorakale Echokardiographie (TTE) als Basisuntersuchung, die als Kassenleistung jederzeit verfügbar ist.
- Stufe 2: Bei gezielten Fragen, die die TTE nicht klären kann, folgt das Schluckecho (TEE), ebenfalls eine Kassenleistung bei entsprechender Indikation.
- Stufe 3: Bleiben Befunde unklar, insbesondere bei Fragen zur Gewebebeschaffenheit, wird ein Kardio-MRT beantragt. Dies erfordert meist eine Genehmigung durch die gesetzliche Krankenkasse (GKV).
- Stufe 4: Der Herzkatheter bleibt invasiven Fragestellungen oder direkten Interventionen (z.B. Stent-Implantation) vorbehalten.
Wenn Ihr Kardiologe also ein MRT oder CT vorschlägt, ist das kein Zeichen für einen besonders schlimmen Befund, sondern der logische nächste Schritt in der Detektivarbeit, um für Sie die bestmögliche und sicherste Diagnose zu finden.
Herzultraschall oder Kardio-MRT: Welche Untersuchung liefert welche Antworten?
Patienten fragen mich oft: „Welche Untersuchung ist denn nun die beste?“ Die Antwort ist: Es kommt darauf an, welche Frage wir dem Herzen stellen. Herzultraschall und Kardio-MRT sind wie ein Live-Videofilmer und ein hochauflösender Fotograf. Beide sind Meister ihres Fachs, aber sie haben unterschiedliche Spezialgebiete. Ihre Stärken liegen in verschiedenen Bereichen, und sie ergänzen sich perfekt.
Der Herzultraschall (Echokardiographie) ist der Videofilmer. Seine größte Stärke ist die Darstellung von Bewegung in Echtzeit. Ich sehe live, wie sich die Herzklappen öffnen und schließen, ob sie undicht sind oder verengt. Ich sehe, wie sich die Herzwände synchron zusammenziehen. Es ist eine dynamische, funktionelle Untersuchung. Man könnte es die Erstellung einer „funktionellen Landkarte“ nennen, die uns zeigt, *wie* das Herz arbeitet.
Das Kardio-MRT ist der Fotograf. Es liefert statische, aber extrem hochauflösende Bilder mit einem unübertroffenen Weichteilkontrast. Seine Domäne ist die Gewebecharakterisierung. Es kann zwischen gesundem Muskel, einer Entzündung, einer frischen Schwellung oder einer alten Narbe unterscheiden – etwas, das der Ultraschall nicht kann. Bei bestimmten seltenen Erkrankungen wie der arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie (ARVC) erreicht das Kardio-MRT eine Diagnosegenauigkeit von bis zu 85%, was es zum Goldstandard macht. Es liefert uns quasi das Materialgutachten des Herzmuskels.
Die folgende Tabelle verdeutlicht die unterschiedlichen Schwerpunkte und Rahmenbedingungen im deutschen Gesundheitssystem:
| Aspekt | Herzultraschall | Kardio-MRT |
|---|---|---|
| Methode | Live-Video der Herzmechanik | Hochauflösende Fotografie |
| Stärken | Klappenbewegung in Echtzeit | Gewebecharakterisierung |
| Kosten | Ca. 80-150€ (GKV-Abrechnung) | Ca. 500-1000€ |
| Verfügbarkeit | Sofort beim Kardiologen | Wartezeit 2-6 Wochen |
| Strahlung | Keine | Keine |
Die Entscheidung für eine der Methoden oder ihre Kombination hängt also immer von der klinischen Fragestellung ab. Für die allermeisten Abklärungen von Symptomen wie Luftnot oder zur Beurteilung von Herzgeräuschen ist und bleibt der sofort verfügbare und dynamische Herzultraschall der erste und wichtigste Schritt.
CT, MRT oder Stress-Echo: Welche Bildgebung bei welchem Verdacht?
Wenn der Standard-Herzultraschall in Ruhe an seine Grenzen stößt, erweitert sich unser diagnostisches Arsenal. Neben dem bereits besprochenen Kardio-MRT kommen dann vor allem das Kardio-CT und die Stressechokardiographie ins Spiel. Jede dieser Methoden hat eine sehr spezifische Rolle und wird gezielt bei einem bestimmten Verdacht eingesetzt, um die diagnostische Reise fortzusetzen.
Das Kardio-CT ist der Spezialist für die Herzkranzgefäße. Wenn wir den Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit (KHK) haben, also Verengungen der Adern, die das Herz mit Blut versorgen, kann ein CT diese Adern nicht-invasiv darstellen. Es ist besonders wertvoll bei Patienten mit einer niedrigen bis mittleren Wahrscheinlichkeit für eine KHK, um eine relevante Erkrankung sicher auszuschließen und einen Herzkatheter zu vermeiden.
Das Kardio-MRT, wie bereits erörtert, ist unser Werkzeug für den Herzmuskel selbst. Wir setzen es ein, wenn wir die Gewebestruktur beurteilen wollen: Liegt eine Entzündung vor (Myokarditis)? Gibt es Narbengewebe nach einem Infarkt? Handelt es sich um eine Speichererkrankung? Es beantwortet Fragen über die Beschaffenheit des Muskels, nicht über die Durchblutung.
Die Stressechokardiographie (Stress-Echo) ist eine Weiterentwicklung des normalen Ultraschalls. Hierbei beurteilen wir das Herz nicht in Ruhe, sondern unter Belastung. Manchmal zeigen sich Durchblutungsstörungen oder Klappenprobleme erst, wenn das Herz mehr arbeiten muss. Wie Experten des Uniklinikums Gießen Marburg erläutern, werden bei dieser Untersuchung Veränderungen der Herzwandbewegung oder der Herzklappenfunktion, die erst unter Belastung erkennbar werden, sichtbar gemacht. Die Belastung erfolgt entweder körperlich auf einem Fahrradergometer oder medikamentös. Ein Stress-Echo ist quasi ein EKG unter Last, aber mit dem entscheidenden Vorteil, dass wir die Reaktion des Herzens direkt im Bild sehen. Es fungiert als wichtiger „Gatekeeper“, um zu entscheiden, ob ein Herzkatheter wirklich notwendig ist.
Jede Methode liefert also ein spezifisches Puzzleteil. Ihre Aufgabe als Patient ist es nicht, die Methode zu wählen, sondern Ihre Symptome präzise zu beschreiben. Unsere Aufgabe als Kardiologen ist es, das richtige Werkzeug für Ihre individuelle Situation auszuwählen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Herzultraschall (Echo) ist dem EKG überlegen, da er die mechanische Funktion (Klappen, Pumpkraft) in Echtzeit zeigt.
- Die Standarduntersuchung (TTE) ist schnell, schmerzfrei und erfordert keine Vorbereitung. Ein „Schluckecho“ (TEE) ist nur für Spezialfälle nötig.
- Viele Ultraschallbefunde sind harmlos. Erst das Gespräch mit dem Kardiologen („Befund-Übersetzung“) gibt dem Ergebnis seine wahre Bedeutung.
Belastungs-EKG: Wann reicht ein Ruhe-EKG nicht mehr aus?
Ein Ruhe-EKG ist eine Momentaufnahme. Es zeigt uns die elektrische Herzaktivität in einem Zustand ohne Anforderung. Das ist vergleichbar mit der Überprüfung eines Automotors im Leerlauf. Viele Probleme, insbesondere Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit), zeigen sich jedoch erst, wenn der Motor auf Touren kommt – also unter Belastung.
Ein Belastungs-EKG wird daher immer dann notwendig, wenn der Verdacht besteht, dass Ihre Symptome – wie Brustschmerzen (Angina Pectoris) oder Luftnot – nur bei körperlicher Anstrengung auftreten. Dabei treten Sie auf einem Fahrradergometer, während kontinuierlich Ihr EKG und Blutdruck überwacht werden. Wir suchen nach typischen Veränderungen im EKG, die auf einen Sauerstoffmangel des Herzmuskels unter Belastung hindeuten.
Allerdings hat das klassische Belastungs-EKG seine Grenzen. Seine Aussagekraft ist nicht immer optimal und von mehreren Faktoren abhängig. Zu den wichtigsten Einschränkungen gehören:
- Eingeschränkte Aussagekraft bei Frauen: Hier kommt es häufiger zu „falsch-positiven“ Ergebnissen, die eine Krankheit anzeigen, wo keine ist.
- Nicht aussagekräftig bei bestimmten EKG-Veränderungen: Liegt bereits im Ruhe-EKG ein sogenannter Linksschenkelblock vor, ist das Belastungs-EKG nicht mehr beurteilbar.
- Keine Bildinformation: Es zeigt nur elektrische Veränderungen, aber nicht, welcher Teil des Herzens betroffen ist.
Aus diesen Gründen gehen wir in der modernen Kardiologie oft direkt den nächsten Schritt und führen eine Stressechokardiographie durch. Dabei wird das Belastungs-EKG mit einem Herzultraschall kombiniert. Wir sehen dann nicht nur die elektrischen Signale, sondern können im Ultraschallbild direkt beobachten, ob sich ein Teil der Herzwand unter Belastung schlechter bewegt. Dies ist ein sehr zuverlässiges Zeichen für eine relevante Durchblutungsstörung. Dieses Verfahren kombiniert die Stärken beider Methoden und erhöht die diagnostische Genauigkeit erheblich. Übrigens: Während ein einfaches Echo ohne klare Indikation eine IGeL-Leistung sein kann, die laut Schätzungen mit rund 35–50 Euro veranschlagt wird, ist ein Stress-Echo bei begründetem Verdacht eine reguläre Kassenleistung.
Wenn Ihr Arzt also ein Belastungs-EKG oder ein Stress-Echo vorschlägt, dann deshalb, weil er die Funktion Ihres Herzens genau dann beurteilen will, wenn es gefordert wird – und genau dann treten Ihre Symptome auf. Auf Basis dieser umfassenden Informationen können Sie nun gezielt mit Ihrem Kardiologen sprechen, um die nächsten Schritte für Ihre Herzgesundheit zu planen.