
Entgegen der Annahme, dass nur intensiver Sport das Herz schützt, liegt der maximale gesundheitliche Nutzen oft im moderaten „goldenen Mittelweg“.
- Das Herz profitiert von regelmäßigen, moderaten Reizen (Hormesis), die es stärken, ohne die Reparatursysteme zu überlasten.
- Extremsport kann zu negativer kardialer Remodellierung und erhöhten Entzündungswerten führen, während moderate Bewegung Stresshormone senkt.
Empfehlung: Konzentrieren Sie sich darauf, Ihre persönliche moderate Trainingszone zu finden und 150 Minuten Bewegung pro Woche konsequent in Ihren Alltag zu integrieren, anstatt sich an Leistungsgrenzen zu orientieren.
Für viele Menschen, insbesondere jenseits der 50 oder mit einer kardialen Vorgeschichte, gleicht der Gedanke an Sport einem Dilemma. Einerseits ist der Wunsch groß, das Herz zu stärken und aktiv zu bleiben. Andererseits schwingt die Sorge mit, sich zu überlasten oder dem Herzen mehr zu schaden als zu nutzen. Die Bilder von Marathonläufern und Hochleistungssportlern, die oft mit Herzgesundheit assoziiert werden, können einschüchternd wirken und zu der lähmenden Frage führen: Wie viel ist zu viel und was ist genau richtig?
Die gängige Antwort lautet oft pauschal: „Bewegen Sie sich mehr.“ Doch diese Empfehlung greift zu kurz. Sie ignoriert ein zentrales Prinzip der Sportkardiologie, das besonders für die reifere Generation von entscheidender Bedeutung ist. Die Wissenschaft zeigt eine sogenannte U-Kurve des Nutzens: Während der gesundheitliche Vorteil von keiner Bewegung zu moderater Bewegung dramatisch ansteigt, flacht diese Kurve bei sehr hoher Intensität ab und kann bei chronischem Extremsport sogar leicht ins Negative umschlagen. Das Risiko für bestimmte Herzprobleme kann dann wieder ansteigen.
Doch was, wenn der wahre Schlüssel zur Herzgesundheit nicht in der maximalen Anstrengung, sondern in der optimalen Dosis liegt? Wenn ein täglicher flotter Spaziergang unter Umständen mehr für Ihr Herz tut als ein zermürbender Marathon? Dieser Artikel bricht mit dem Mythos „viel hilft viel“. Als Ihr sportmedizinischer und kardiologischer Begleiter führe ich Sie durch die wissenschaftlichen Hintergründe, warum moderates Training so wirksam ist. Wir werden gemeinsam herausfinden, wie Sie Ihre persönliche „Wohlfühl-Intensität“ bestimmen, welche Sportarten am besten geeignet sind und wie Sie die empfohlenen 150 Minuten pro Woche sicher und effektiv in Ihren deutschen Alltag integrieren.
Dieser Leitfaden ist Ihre wissenschaftlich fundierte Anleitung, um den maximalen Schutz für Ihr Herz zu erreichen – mit einem Lächeln auf den Lippen statt mit dem Gefühl der Überforderung. Entdecken Sie, wie Sie Bewegung zu Ihrem stärksten Verbündeten für ein langes, gesundes Leben machen.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zur optimalen Herzgesundheit durch moderate Bewegung
- Warum haben moderate Spaziergänger manchmal ein niedrigeres Herzrisiko als Marathonläufer?
- Wie Sie Ihre optimale Herzfrequenz für moderates Training berechnen
- Walking, Radfahren oder Schwimmen: Welche moderate Bewegung schützt Ihr Herz am besten?
- Diese 4 Warnsignale zeigen: Ihre „moderate“ Bewegung ist zu intensiv
- Wie verteilen Sie 150 Minuten moderate Bewegung optimal auf die Woche?
- Wie Sie 150 Minuten Herztraining pro Woche in Ihren Alltag integrieren
- Warum ist Reha nach Herzinfarkt wichtiger als jedes Medikament?
- Wie Sie als Berufstätiger täglich genug Bewegung für ein gesundes Herz schaffen
Warum haben moderate Spaziergänger manchmal ein niedrigeres Herzrisiko als Marathonläufer?
Die Vorstellung, dass mehr Training automatisch zu mehr Gesundheit führt, ist tief in unserer Leistungsgesellschaft verankert. In der Kardiologie wissen wir jedoch, dass der Zusammenhang zwischen Bewegung und Herzgesundheit einer U-Kurve folgt. Das bedeutet: Der größte gesundheitliche Sprung erfolgt, wenn man von einem inaktiven Lebensstil zu moderater Bewegung übergeht. Tatsächlich zeigt die Deutsche Herzstiftung, dass bereits ein kurzer täglicher Spaziergang das Herzrisiko um beeindruckende 20 % senken kann.
Der Schlüssel zum Verständnis dieses Phänomens liegt im Prinzip der Hormesis. Ein moderater Trainingsreiz fordert das Herz-Kreislauf-System, ohne es zu überfordern. Der Körper reagiert auf diesen „positiven Stress“, indem er seine Reparatursysteme hochfährt, die Gefäßelastizität verbessert und systemische Entzündungen reduziert. Ein moderater Spaziergang senkt zudem nachweislich den Spiegel des Stresshormons Cortisol. Im Gegensatz dazu kann chronisches, extremes Ausdauertraining wie bei einem Marathon den Körper an seine Grenzen bringen. Dies kann kurzfristig zu einer Erhöhung von Entzündungsmarkern und Stresshormonen führen. Bei manchen Athleten führt dies langfristig zu einer sogenannten kardialen Remodellierung – einer strukturellen Veränderung des Herzmuskels, die zwar oft harmlos ist, aber in manchen Fällen das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen kann.
Ein moderater Spaziergänger gibt seinem Körper also genau den richtigen Impuls, um stärker zu werden, gefolgt von ausreichend Zeit zur Regeneration. Der ambitionierte Marathonläufer hingegen fordert sein System permanent maximal, was die feine Balance zwischen Belastung und Erholung stören kann. Für die langfristige Herzgesundheit ist nicht die Spitzenleistung entscheidend, sondern die Regelmäßigkeit eines stärkenden, aber nicht erschöpfenden Reizes.
Wie Sie Ihre optimale Herzfrequenz für moderates Training berechnen
Nachdem wir das „Warum“ geklärt haben, stellt sich die entscheidende Frage: Wie finden Sie Ihr persönliches „goldenes Mittel“ der Belastung? Es geht darum, die Intensität zu finden, die Ihr Herz stärkt, aber nicht überfordert. Die Herzfrequenz ist dabei ein ausgezeichneter Indikator, doch die alte Formel „220 minus Lebensalter“ ist zu ungenau. Moderne Sportmedizin bietet präzisere und alltagstauglichere Methoden.
Eine sehr gute Methode ist der sogenannte Sprechtest, auch bekannt als „Laufen ohne zu Schnaufen“. Während Ihrer Aktivität sollten Sie in der Lage sein, sich noch in ganzen Sätzen zu unterhalten, aber nicht mehr singen können. Ist eine Unterhaltung nicht mehr möglich, weil Sie nach Luft schnappen, ist die Intensität zu hoch. Können Sie problemlos ein Lied singen, ist sie zu niedrig. Diese einfache Regel hilft Ihnen, ein intuitives Gefühl für die richtige Belastung zu entwickeln.
Dieses subjektive Empfinden lässt sich mit der Borg-Skala objektivieren, die von 6 (keine Anstrengung) bis 20 (maximale Anstrengung) reicht. Für moderates Training streben Sie einen Wert zwischen 11 („leicht“) und 13 („etwas anstrengend“) an. Diese Methode wird erfolgreich in deutschen Reha-Zentren eingesetzt, da sie Patienten lehrt, auf ihren Körper zu hören. Für eine noch genauere Steuerung ist die Karvonen-Formel ideal, da sie Ihren individuellen Ruhepuls berücksichtigt. Der Goldstandard, insbesondere bei vorliegenden Herzerkrankungen, bleibt jedoch ein Belastungs-EKG beim Kardiologen, dessen Kosten in Deutschland oft von den Krankenkassen übernommen werden.
Ihre Checkliste zur Bestimmung der moderaten Intensität
- Sprechtest durchführen: Können Sie während der Bewegung noch sprechen, aber nicht mehr singen? Dies ist Ihr erster Anhaltspunkt für die richtige Intensität.
- Subjektives Empfinden bewerten: Schätzen Sie Ihre Anstrengung auf der Borg-Skala (6-20) ein. Zielen Sie auf einen Wert zwischen 11 und 13 („leicht“ bis „etwas anstrengend“).
- Herzfrequenz berechnen (optional): Nutzen Sie die Karvonen-Formel: ((HFmax – Ruhepuls) × 0.6) + Ruhepuls für die Untergrenze und mit 0.7 für die Obergrenze Ihres moderaten Bereichs.
- Warnsignale beobachten: Achten Sie auf Schwindel, Brustdruck oder extreme Atemnot als Zeichen der Überlastung und brechen Sie das Training ab.
- Ärztliche Abklärung erwägen: Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über ein Belastungs-EKG, um Ihre individuellen und sicheren Belastungsgrenzen professionell bestimmen zu lassen.
Walking, Radfahren oder Schwimmen: Welche moderate Bewegung schützt Ihr Herz am besten?
Die gute Nachricht ist: Die „beste“ Sportart gibt es nicht. Die effektivste Bewegung ist die, die Sie regelmäßig und mit Freude ausüben und die zu Ihrer körperlichen Verfassung passt. Dennoch haben verschiedene Ausdauersportarten spezifische Vorteile für die Herzgesundheit, insbesondere für Menschen über 50 oder mit Gelenkproblemen.
Walking oder Nordic Walking ist der ideale Einstieg. Es ist niederschwellig, erfordert keine spezielle Ausrüstung und die Intensität lässt sich perfekt steuern. Es schont die Gelenke und kann überall praktiziert werden. Radfahren ist eine exzellente Alternative, besonders bei Übergewicht oder Gelenkbeschwerden in Knien und Hüften. Es trainiert das Herz-Kreislauf-System äußerst effektiv und kann das Risiko für entsprechende Erkrankungen nahezu halbieren. Wichtig ist hier eine korrekte Ergonomie des Fahrrads, um Verspannungen zu vermeiden. Schwimmen und Wassergymnastik gelten als das ultimative Ganzkörpertraining. Der Wasserauftrieb entlastet die Gelenke vollständig, was es zur perfekten Wahl bei Arthrose oder Rückenproblemen macht. Der Wasserdruck wirkt zudem wie eine sanfte Massage auf die Gefäße. Herzpatienten sollten jedoch auf die Wassertemperatur achten und dies vorab mit ihrem Arzt besprechen.
Eine besonders wirksame Strategie, die in vielen deutschen Herzsportgruppen praktiziert wird, ist die Kombination verschiedener Bewegungsformen. Diese ärztlich betreuten Programme mischen oft Walking, leichte Gymnastik und Schwimmen. Dieses Konzept der „kombinierten Belastung“ – also die Verbindung von Ausdauer und sanftem Kraftaufbau – hat sich als besonders nachhaltig für die Verbesserung von Herzleistung, Beweglichkeit und Gleichgewicht erwiesen.
Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick, um die für Sie passende Sportart zu finden, basierend auf einer vergleichenden Analyse für die Herzgesundheit.
| Sportart | Vorteile fürs Herz | Besondere Eignung | Vorsicht bei |
|---|---|---|---|
| Walking/Wandern | Ideal für Einsteiger, selbstbestimmtes Tempo | Untrainierte und Ältere | Zu anspruchsvolle Strecken am Anfang |
| Radfahren | Halbiert Herz-Kreislauf-Risiko, erhöht Schlagvolumen | Gelenkprobleme, Übergewicht | Sturzgefahr, Ergonomie beachten |
| Schwimmen | Ganzkörpertraining, gelenkschonend | Übergewicht, Gelenkbeschwerden | Wassertemperatur/-druck bei Herzpatienten |
Diese 4 Warnsignale zeigen: Ihre „moderate“ Bewegung ist zu intensiv
Das wichtigste beim Training ist, auf den eigenen Körper zu hören. Moderates Training bedeutet, im „grünen Bereich“ zu bleiben. Doch woran erkennen Sie, dass Sie die Grenze zur Überlastung überschritten haben? Bestimmte Symptome sind klare rote Flaggen, die Sie niemals ignorieren sollten. Sie sind das Signal Ihres Körpers, sofort eine Pause einzulegen und die Intensität anzupassen.
Das wohl alarmierendste Zeichen ist ein Druck- oder Engegefühl in der Brust, eventuell mit Ausstrahlung in Arm, Rücken oder Kiefer. Dies kann ein Hinweis auf eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Herzens sein. Halten Sie sofort an. Dauert das Gefühl länger als fünf Minuten an, zögern Sie nicht, den Notruf 112 zu wählen. Ein weiteres kritisches Signal ist plötzlicher Schwindel oder starke, ungewöhnliche Atemnot. Dies deutet darauf hin, dass Ihr Kreislauf oder Ihre Lunge überfordert ist. Brechen Sie das Training sofort ab und suchen Sie bei wiederholtem Auftreten einen Arzt auf.
Weniger dramatisch, aber dennoch wichtige Indikatoren für Übertraining, zeigen sich oft erst nach der Belastung. Ein deutlich erhöhter Ruhepuls am Morgen nach dem Training ist ein klassisches Zeichen, dass Ihr Körper noch nicht vollständig regeneriert hat. Gönnen Sie sich an diesem Tag eine Pause. Fühlen Sie sich am Folgetag nicht erfrischt, sondern anhaltend erschöpft und kraftlos, war die Einheit vom Vortag zu intensiv. Reduzieren Sie beim nächsten Mal Dauer oder Tempo. Auch Schlafstörungen nach dem Sport können ein Hinweis auf eine zu hohe abendliche Belastung sein.
Die Deutsche Herzstiftung fasst die wichtigsten akuten Sicherheitshinweise zusammen:
Bei Symptomen wie Schwindel, starker Atemnot oder Herzrhythmusstörungen sollten Sie das Training sofort abbrechen und einen Arzt aufsuchen.
– Deutsche Herzstiftung, Sicherheitshinweise für Fitness-Workouts
Wie verteilen Sie 150 Minuten moderate Bewegung optimal auf die Woche?
Die Weltgesundheitsorganisation und die Deutsche Herzstiftung empfehlen 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche. Diese Zahl mag zunächst hoch klingen, lässt sich aber flexibler in den Alltag integrieren, als viele denken. Die entscheidende Frage ist: Ist es besser, die 150 Minuten gleichmäßig auf die Woche zu verteilen oder kann man sie auch am Wochenende bündeln?
Lange Zeit galt die Lehrmeinung, dass eine tägliche Dosis Bewegung ideal sei, zum Beispiel 5-mal pro Woche für 30 Minuten. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass Bewegung zur täglichen Routine wird und der Stoffwechsel kontinuierlich angeregt wird. Es hilft, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und beugt langen inaktiven Phasen vor. Für viele Berufstätige ist dies jedoch schwer umsetzbar. Die gute Nachricht kommt aus der Forschung: Sogenannte „Weekend Warriors“, die ihre 150 Minuten an nur ein oder zwei Tagen am Wochenende absolvieren, scheinen fast die gleichen gesundheitlichen Vorteile zu erzielen.
Eine britische Studie mit fast 90.000 Teilnehmern zeigte, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den Wochenend-Sportlern ähnlich stark sank wie bei denen, die ihre Aktivität über die Woche verteilten. Das Wichtigste ist also, dass Sie die 150 Minuten überhaupt erreichen. Die Verteilung kann an Ihren persönlichen Lebensrhythmus angepasst werden. Sie können 3-mal 50 Minuten, 5-mal 30 Minuten oder auch eine lange Wanderung von 2,5 Stunden am Samstag einplanen. Eine Mischung ist oft ideal: Kürzere Einheiten unter der Woche (z. B. 2 x 20 Minuten) und eine längere am Wochenende.

Wie diese Aufteilung visuell aussehen kann, zeigt die obige Abbildung. Finden Sie einen Rhythmus, der zu Ihnen passt und den Sie langfristig durchhalten können. Ob täglich kleine Einheiten oder gebündelt am Wochenende – Ihr Herz wird es Ihnen danken. Wichtig ist nur die Regelmäßigkeit im Großen und Ganzen.
Wie Sie 150 Minuten Herztraining pro Woche in Ihren Alltag integrieren
Die größte Hürde ist oft nicht der Wille, sondern die praktische Umsetzung im vollgepackten Alltag. Der Schlüssel liegt darin, Bewegung nicht als separaten Termin zu sehen, sondern sie clever in bestehende Routinen zu integrieren. Der deutsche Arbeitsalltag und die Infrastruktur bieten hierfür zahlreiche Möglichkeiten.
Eine der effektivsten Methoden ist die aktive Gestaltung des Arbeitsweges. Nutzen Sie das in Deutschland populäre JobRad-Leasing, um mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Selbst wenn Sie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, können Sie eine Haltestelle früher aussteigen oder den Park&Ride-Parkplatz bewusst etwas weiter weg wählen, um einen 10-minütigen Fußweg einzubauen. Eine weitere deutsche „Tradition“ mit großem Potenzial ist der Verdauungsspaziergang in der Mittagspause. Bereits 20 Minuten flottes Gehen an der frischen Luft summieren sich auf 100 Minuten pro Arbeitswoche. Im Büro selbst zählt jede Etage, die Sie über die Treppe statt mit dem Aufzug nehmen.
Auch das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) vieler deutscher Firmen bietet Anknüpfungspunkte. Fragen Sie nach Angeboten wie „Bewegten Pausen“ oder Kooperationen mit Fitnessstudios. Eine Fallstudie zeigt, dass Mitarbeiter, die 3x wöchentlich für 30 Minuten solche Angebote nutzen, bereits 90 der 150 Minuten erreichen. In den letzten Jahren sind zudem Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf dem Vormarsch, die als „App auf Rezept“ ärztlich verordnet werden können und gezielt zur Bewegung motivieren. Innovative Konzepte wie „Walking Meetings“ für Telefonate oder Zweiergespräche verwandeln sitzende Arbeitszeit in aktive Zeit.
- JobRad nutzen: Das Fahrrad-Leasing macht den Arbeitsweg zur täglichen Trainingseinheit.
- Parkplatz bewusst wählen: Ein weiter entfernter Parkplatz schenkt Ihnen zusätzliche Gehminuten.
- Mittagspause aktiv gestalten: Ein 20-minütiger Spaziergang ist leicht zu integrieren.
- Treppensteigen: Integrieren Sie das Treppensteigen konsequent in Ihren Büroalltag.
- Walking Meetings: Führen Sie Telefonate und Besprechungen im Gehen.
- DiGA auf Rezept: Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt nach digitalen Bewegungsprogrammen.
Warum ist Reha nach Herzinfarkt wichtiger als jedes Medikament?
Nach einem akuten Herzereignis wie einem Herzinfarkt ist die Verunsicherung oft groß. Viele Patienten haben Angst vor jeglicher Belastung. Doch genau hier setzt das hochentwickelte deutsche System der kardiologischen Rehabilitation an und beweist, dass gezielte Bewegung unter ärztlicher Aufsicht die wirksamste „Medizin“ für die Zukunft ist. Eine Reha ist weit mehr als nur Bewegungstherapie; sie ist ein ganzheitliches Programm, das die Weichen für ein gesundes weiteres Leben stellt.
Das deutsche Reha-System basiert auf drei wesentlichen Säulen: dem strukturierten körperlichen Training, der psychologischen Betreuung zur Angstbewältigung und der umfassenden Patientenschulung, etwa zu Ernährung und Medikamenten. In sogenannten Herzsportgruppen lernen Patienten, unter medizinischer Überwachung die Grenzen ihrer Belastbarkeit sicher zu erweitern. Das Training ist exakt auf den individuellen Zustand abgestimmt und steigert sich langsam. Der Effekt ist messbar: Studien zur deutschen kardiologischen Rehabilitation zeigen eine beeindruckende Steigerung der Sauerstoffaufnahme um 20-25 % durch das gezielte Training. Dies bedeutet eine massive Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Lebensqualität.
Doch der physische Aspekt ist nur ein Teil. Die psychologische Unterstützung hilft den Patienten, das Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen und die oft präsente Angst vor einem erneuten Ereignis abzubauen. Die Schulungen vermitteln das nötige Wissen, um den Lebensstil nachhaltig anzupassen. Diese Kombination ist so wirksam, dass viele Patienten nach einer erfolgreichen Reha ihre Medikamentendosis in Absprache mit dem Arzt reduzieren können. Bewegung greift hier an der Wurzel des Problems an – sie verbessert die Herzfunktion, senkt Blutdruck und Cholesterin und stärkt die Psyche. Kein einzelnes Medikament kann diese umfassende Wirkung entfalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Ziel ist nicht maximale Anstrengung, sondern die optimale Dosis: 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche.
- Die U-Kurve des Nutzens zeigt, dass der größte Gesundheitsgewinn beim Übergang von Inaktivität zu moderater Aktivität liegt.
- Finden Sie Ihre persönliche moderate Intensität mithilfe des Sprechtests, der Borg-Skala oder nach ärztlicher Abklärung (Belastungs-EKG).
Wie Sie als Berufstätiger täglich genug Bewegung für ein gesundes Herz schaffen
Die Integration von 150 Minuten Bewegung in eine volle Arbeitswoche erscheint vielen als unüberwindbare Hürde. Doch mit strategischer Planung und der Nutzung moderner Möglichkeiten wird aus der Pflicht eine wohltuende Routine. Es geht darum, Gelegenheiten zu erkennen und sie konsequent zu nutzen. Der moderne Arbeitsplatz in Deutschland bietet dafür mehr Chancen, als man denkt.
Als Kardiologe und Sportmediziner möchte ich eine klare Botschaft vermitteln, die vom Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Herzstiftung, Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, treffend zusammengefasst wird:
Bewegung ist das ideale ‚Medikament‘ für das Herz-Kreislauf-System, weil man damit effektiv den Risikokrankheiten für Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugt.
– Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender Deutsche Herzstiftung
Betrachten Sie Bewegung also nicht als zusätzliche Aufgabe, sondern als festen Bestandteil Ihrer Gesundheitsvorsorge. Etablieren Sie „Walking Meetings“ für Telefonate oder nutzen Sie Angebote des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Modelle wie das JobRad-Leasing sind eine Win-Win-Situation: Sie sparen Kosten und integrieren das Training direkt in Ihren Arbeitsweg. Wenn der Weg zu weit ist, steigen Sie eine Station früher aus den öffentlichen Verkehrsmitteln aus. Selbst kleine, über den Tag verteilte Aktivitäten summieren sich. Nehmen Sie konsequent die Treppe und machen Sie alle 60 Minuten kurze Dehn- und Streckübungen am Schreibtisch.
Sollte die Woche dennoch zu kurz sein, nutzen Sie das Wochenende für den Ausgleich. Eine längere Radtour am Samstag oder eine ausgedehnte Wanderung am Sonntag können ein Defizit ausgleichen und gleichzeitig mentalen Ausgleich schaffen. Der Schlüssel ist ein bewusster und proaktiver Umgang mit der eigenen Zeit. Planen Sie Ihre Bewegungseinheiten wie wichtige Termine in Ihren Kalender ein. So schaffen Sie Verbindlichkeit und stellen sicher, dass Ihre Herzgesundheit die Priorität erhält, die sie verdient.
Beginnen Sie noch heute damit, Ihren persönlichen Plan zu erstellen. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Kardiologen, um Ihre individuellen Belastungsgrenzen zu klären und den für Sie sichersten und effektivsten Weg zu finden. Jeder Schritt, den Sie machen, ist eine Investition in Ihr wertvollstes Gut: Ihre Gesundheit.