Veröffentlicht am Mai 16, 2024

Ihre Herztherapie ist kein fixer Plan, sondern ein dynamischer Prozess, der Ihre aktive Mitarbeit erfordert, um erfolgreich zu sein.

  • Neue Symptome wie zunehmende Atemnot oder Gewichtszunahme sind keine normalen Schwankungen, sondern klare Signale für eine nachlassende Medikamentenwirkung.
  • Ihre dokumentierten Selbstmessungen (Blutdruck, Gewicht) sind die entscheidende Datengrundlage für Ihren Kardiologen, um die Therapie leitliniengerecht anzupassen.

Empfehlung: Führen Sie ein Symptom- und Messtagebuch und sprechen Sie bei jeder Veränderung proaktiv Ihren Arzt an, anstatt auf den nächsten Routinetermin zu warten.

Als Patient mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung verlassen Sie sich tagtäglich auf Ihre Medikamente. Sie sind das Fundament Ihrer Stabilität und Lebensqualität. Doch viele Patienten leben in der Annahme, ein einmal eingestellter Medikamentenplan sei für die Ewigkeit gemacht. Sie kennen die üblichen Ratschläge: Nehmen Sie Ihre Tabletten pünktlich, achten Sie auf Ihren Lebensstil. Aber was passiert, wenn trotz aller Therapietreue die altbekannten Symptome langsam zurückkehren? Wenn die Luft wieder knapper wird oder die Waage unerklärliche Sprünge macht?

Die landläufige Meinung ist oft, dass man dann einfach die Zähne zusammenbeißen und auf den nächsten Kontrolltermin in drei oder sechs Monaten warten muss. Doch hier liegt ein entscheidendes Missverständnis vor. Eine moderne Herztherapie ist kein starrer Zustand, sondern ein dynamischer Prozess. Sie ist eine Therapie-Partnerschaft zwischen Ihnen und Ihrem behandelnden Arzt. Die eigentliche Frage ist also nicht, *ob* Ihre Therapie angepasst werden muss, sondern *wann* der richtige Zeitpunkt dafür ist und wie Sie diesen erkennen.

Dieser Artikel bricht mit der passiven Patientenrolle. Er wird Ihnen nicht nur die Warnsignale aufzeigen, sondern Ihnen das Rüstzeug an die Hand geben, um zum aktiven Impulsgeber für Ihre eigene Gesundheit zu werden. Wir werden die Gründe für eine nachlassende Wirkung beleuchten, Ihnen zeigen, wie Sie selbst zum präzisen Beobachter Ihrer Gesundheit werden und wie Sie im Dialog mit Ihrem Arzt die bestmögliche Behandlung für sich erreichen. Denn Ihre Beobachtungen sind der Schlüssel für eine rechtzeitige und effektive Therapieanpassung.

Um Ihnen einen klaren Weg durch dieses wichtige Thema zu weisen, gliedert sich der Artikel in übersichtliche Abschnitte. Von den biologischen Gründen für eine Wirkungsabnahme bis hin zu konkreten Strategien für das Arztgespräch erhalten Sie hier einen umfassenden Leitfaden.

Inhaltsverzeichnis: Herztherapie anpassen – Ihr Leitfaden als Patient

Warum verlieren Herzmedikamente mit der Zeit ihre Wirkung?

Die Vorstellung, dass ein Medikament seine Wirkung verliert, ist für viele Patienten beunruhigend. Es ist jedoch ein bekanntes Phänomen und selten ein Zeichen dafür, dass das Medikament „schlecht“ ist. Vielmehr handelt es sich um eine Reaktion Ihres Körpers und Ihrer Erkrankung, die sich im Laufe der Zeit verändern. Der stetig wachsende Einsatz von Herz-Kreislauf-Präparaten, der sich in einem 122% Anstieg der verordneten Tagesdosen in Deutschland zwischen 2000 und 2024 widerspiegelt, zeigt die Bedeutung einer dauerhaften, aber eben auch anpassungsfähigen Therapie.

Die Gründe für eine nachlassende Wirkung sind vielfältig und oft eine Kombination mehrerer Faktoren:

  • Krankheitsprogression: Die häufigste Ursache ist das natürliche Fortschreiten der Grunderkrankung. Eine Herzinsuffizienz kann sich beispielsweise über Monate oder Jahre langsam verschlechtern, sodass die ursprünglich ausreichende Dosis nicht mehr genügt, um das Herz effektiv zu entlasten.
  • Veränderungen im Körper: Ihr Körper ist kein statisches System. Eine signifikante Gewichtszunahme oder -abnahme verändert, wie Medikamente im Körper verteilt und verstoffwechselt werden, und kann eine Dosisanpassung erforderlich machen.
  • Neue Begleiterkrankungen: Das Hinzukommen anderer Erkrankungen wie eines Diabetes mellitus Typ 2 oder einer nachlassenden Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) hat einen erheblichen Einfluss. Die Niere ist für die Ausscheidung vieler Herzmedikamente verantwortlich. Funktioniert sie schlechter, kann das zu einer Anreicherung des Wirkstoffs führen oder umgekehrt die Wirkung anderer Substanzen beeinflussen.
  • Medikamenteninteraktionen: Je mehr Medikamente Sie einnehmen, desto höher ist das Risiko für Wechselwirkungen. Ein neues Schmerzmittel oder auch ein pflanzliches Präparat kann die Wirkung Ihrer Herzmedikamente verstärken oder abschwächen.
  • Toleranzentwicklung: Bei bestimmten Wirkstoffgruppen, insbesondere bei Nitraten zur Behandlung von Angina Pectoris, kann der Körper eine Toleranz entwickeln. Er gewöhnt sich an die Substanz, die dann nicht mehr so stark wie zu Beginn wirkt.

Zu verstehen, dass eine Wirkungsabnahme ein erwartbarer Teil des Therapieprozesses sein kann, ist der erste Schritt. Es nimmt Ihnen die Angst und befähigt Sie, die Signale nicht als persönliches Versagen, sondern als wichtige Information für die nächste Therapie-Besprechung zu werten.

Wie erkennen Sie selbst, dass Ihre Herztherapie nicht mehr optimal wirkt?

Sie sind der Experte für Ihren eigenen Körper. Niemand sonst spürt die feinen Veränderungen so genau wie Sie. Deshalb ist Ihre Fähigkeit zur Selbstbeobachtung das wichtigste Frühwarnsystem in Ihrer Therapie-Partnerschaft mit dem Arzt. Anstatt auf offensichtliche Krisen zu warten, geht es darum, die leisen Signale frühzeitig zu deuten. Moderne digitale Helfer können Sie dabei hervorragend unterstützen, sind aber kein Ersatz für Ihr eigenes Körpergefühl.

Herzpatient nutzt Smartwatch und digitales Blutdruckmessgerät zur Selbstkontrolle

Wie die Abbildung zeigt, sind regelmäßige Selbstmessungen von Blutdruck, Puls und Gewicht heute einfacher denn je. Diese objektiven Daten, kombiniert mit Ihrem subjektiven Befinden, ergeben ein klares Bild. Sie werden zum Datensammler Ihrer eigenen Gesundheit und liefern Ihrem Kardiologen die entscheidenden Informationen für die Feinjustierung Ihrer Therapie.

Praxisbeispiel: Frühzeitige Anpassung dank digitalem Tagebuch

Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt die systematische Nutzung digitaler Helfer: Ein Patient dokumentierte über 3 Monate täglich Blutdruck, Gewicht und Befinden in einer App. Durch die aufgezeichneten Muster erkannte sein Kardiologe frühzeitig eine notwendige Therapieanpassung – noch bevor ernsthafte Symptome auftraten. Dies zeigt, wie aktive Selbstkontrolle Krankenhausaufenthalte verhindern kann.

Die folgende Tabelle hilft Ihnen, normale Schwankungen von echten Warnsignalen zu unterscheiden. Betrachten Sie sie als Ihren persönlichen Wegweiser.

Die Deutsche Herzstiftung gibt klare Empfehlungen, bei welchen Symptomveränderungen Sie Ihren Arzt konsultieren sollten. Diese Grenzwerte dienen als wichtige Orientierung für Ihre Selbstbeobachtung.

Warnsignale: Wann ist eine Therapieanpassung nötig?
Symptom Normale Schwankung Arzt konsultieren
Gewichtszunahme Bis 1 kg in einer Woche Über 2 kg in 3 Tagen
Atemnot Bei starker Anstrengung Bereits bei leichter Belastung oder nachts
Herzfrequenz 60-100 Schläge/Min in Ruhe Dauerhaft über 100 oder unter 50
Blutdruck Tagesschwankungen ±10 mmHg Systolisch dauerhaft >160 oder <90
Ödeme Leichte Schwellung abends Deutliche Beinödeme, die morgens bleiben

Dosiserhöhung oder Medikamentenwechsel: Welche Strategie ist wann sinnvoller?

Wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt feststellen, dass Ihre Therapie nicht mehr optimal greift, stehen grundsätzlich zwei Wege offen: die Anpassung der Dosis eines bestehenden Medikaments oder der Wechsel zu einem anderen Wirkstoff. Die Entscheidung ist hochindividuell und hängt von vielen Faktoren ab. Es gibt keine pauschale Antwort, sondern nur eine für Sie persönlich richtige Strategie, die Ihr Kardiologe auf Basis Ihrer Daten und Symptome festlegt.

Eine Dosiserhöhung ist oft der erste logische Schritt, wenn ein bewährtes Medikament gut vertragen wird, aber die Wirkung nachgelassen hat. Dies ist häufig bei Betablockern oder ACE-Hemmern der Fall, deren Dosis schrittweise bis zu einer definierten Zieldosis gesteigert wird, um die maximale Schutzwirkung für das Herz zu erreichen. Der Körper muss sich langsam an die höhere Dosis gewöhnen.

Ein Medikamentenwechsel wird dann erwogen, wenn entweder die maximal verträgliche Dosis erreicht ist, ohne dass die Symptome sich bessern, oder wenn unerträgliche Nebenwirkungen auftreten. Ein klassisches Beispiel ist der trockene Reizhusten unter ACE-Hemmern, der einen Wechsel auf ein Sartan (AT1-Antagonist) sinnvoll macht. Manchmal ist ein Wechsel auch notwendig, um auf eine modernere Therapieoption umzusteigen.

Oft wird die Dosierung angepasst oder die Behandlung auf ein anderes Medikament umgestellt, das Ihr Herz genauso gut schützt, Sie aber hoffentlich besser vertragen. Dies muss individuell ausgetestet werden.

– AOK Gesundheitsmagazin, Herzmedikamente und ihre Nebenwirkungen

Im deutschen Gesundheitssystem spielt bei dieser Entscheidung auch das Wirtschaftlichkeitsgebot eine Rolle, was für Patienten wichtig zu verstehen ist.

Praxisbeispiel: Das Wirtschaftlichkeitsgebot im GKV-System

Der Arzneimittel-Atlas 2024 zeigt: Ärzte sind angehalten, zunächst kostengünstigere Generika in der maximalen Dosis auszureizen, bevor teurere, neuere Alternativen verordnet werden dürfen. Bei einem Patienten mit Herzinsuffizienz wurde beispielsweise erst nach Ausschöpfung der Maximaldosis eines ACE-Hemmers auf das modernere und teurere ARNI (Sacubitril/Valsartan) umgestellt. Das Ergebnis war eine deutliche Verbesserung der Symptome, die den Wechsel rechtfertigte. Dieses Vorgehen sichert die Effizienz des Systems, erfordert aber eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation.

Der fatale Fehler: Warum Sie Ihre Herzmedikamente nie eigenmächtig absetzen dürfen

Angesichts von Nebenwirkungen oder dem Gefühl, es gehe einem wieder gut, ist die Versuchung für manche Patienten groß, ihre Medikamente zu reduzieren oder ganz wegzulassen. Dies ist der gefährlichste Fehler, den Sie als Herzpatient machen können. Viele Herzmedikamente, insbesondere Betablocker und bestimmte Blutdrucksenker, dürfen niemals abrupt abgesetzt werden. Angesichts der Tatsache, dass laut einer Statista-Erhebung von 2024 etwa 25% der Deutschen dauerhaft drei oder mehr Medikamente einnehmen, ist das Risiko von unkoordinierten Änderungen besonders hoch.

Der Grund für die Gefahr liegt im sogenannten Rebound-Effekt (Rückprall-Effekt). Ihr Körper hat sich an die Wirkung des Medikaments gewöhnt. Ein Betablocker beispielsweise blockiert die Andockstellen für Stresshormone wie Adrenalin. Setzt man ihn plötzlich ab, sind diese Rezeptoren schlagartig wieder frei und reagieren überschießend auf die normalen Mengen an Stresshormonen im Blut. Das Resultat kann ein dramatischer Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz sein, der zu Herzrhythmusstörungen, einem Angina-Pectoris-Anfall oder sogar einem Herzinfarkt führen kann.

Ein erfahrener Notarzt berichtet: ‚Wir sehen regelmäßig Patienten mit hypertensiven Krisen nach abruptem Absetzen von Betablockern. Der Körper reagiert mit einem massiven Adrenalinschub – wie wenn man plötzlich die Bremse eines bergab fahrenden Autos löst. Das kann innerhalb von Stunden lebensbedrohlich werden.‘

– Notarztbericht, kontextualisiert nach gesundheitsinformation.de

Selbst wenn Sie das Gefühl haben, ein Medikament nicht zu vertragen oder es nicht mehr zu benötigen, gilt eine eiserne Regel: Keine Änderung ohne ärztliche Rücksprache. Wenn ein Medikament abgesetzt werden muss, geschieht dies immer unter ärztlicher Aufsicht und durch ein langsames „Ausschleichen“, bei dem die Dosis über Tage oder Wochen schrittweise reduziert wird. Nur so kann sich der Körper wieder an den Zustand ohne das Medikament gewöhnen. Ihre Therapietreue ist Ihr wichtigster Schutzschild.

Wie oft sollten Herzpatienten ihre Therapie ärztlich überprüfen lassen?

Die regelmäßige ärztliche Kontrolle ist der Ankerpunkt Ihrer Therapie-Partnerschaft. Sie dient nicht nur der Rezeptverlängerung, sondern ist die zentrale Instanz zur Neubewertung Ihrer Behandlung. Die Frequenz der Termine ist dabei kein starres Schema, sondern passt sich Ihrem individuellen Gesundheitszustand an. Für einen stabil eingestellten Patienten ohne akute Beschwerden empfehlen die kardiologischen Fachgesellschaften in der Regel eine Routinekontrolle alle drei bis sechs Monate. Bei diesen Terminen werden typischerweise ein EKG geschrieben, der Blutdruck kontrolliert, Laborwerte (z.B. Nieren- und Leberwerte) überprüft und der aktuelle Medikamentenplan besprochen.

Wichtiger als dieser feste Rhythmus ist jedoch die flexible, bedarfsgerechte Anpassung. Sie dürfen und sollen nicht bis zum nächsten Routinetermin warten, wenn sich Ihr Zustand ändert. Eine sofortige ärztliche Konsultation ist notwendig bei:

  • Plötzlicher und deutlicher Verschlechterung Ihres Befindens (z.B. starke Atemnot)
  • Nach überstandenen Infekten wie einer Grippe oder Lungenentzündung
  • Beim Auftreten neuer, relevanter Symptome aus der Warnsignal-Tabelle
  • Wenn ein anderer Arzt Ihnen ein neues Medikament verordnet

In Deutschland bieten die gesetzlichen Krankenkassen für Patienten mit Koronarer Herzkrankheit (KHK) strukturierte Disease-Management-Programme (DMP) an. Die Teilnahme sichert Ihnen eine koordinierte Betreuung und regelmäßige, quartalsweise Kontrolltermine, die leitliniengerecht ablaufen. Sprechen Sie Ihren Hausarzt oder Kardiologen auf das DMP KHK an. Um diese Termine optimal zu nutzen, ist Ihre Vorbereitung entscheidend.

Ihr Plan für den nächsten Kontrolltermin

  1. Führen Sie 2 Wochen vor dem Termin ein Blutdruck- und Gewichtstagebuch mit 2x täglicher Messung.
  2. Notieren Sie alle neuen Symptome mit Datum, Uhrzeit und den Umständen des Auftretens (z.B. bei Belastung, in Ruhe).
  3. Erstellen Sie eine komplette, aktuelle Medikamentenliste, inklusive aller frei verkäuflichen Präparate, Vitamine oder pflanzlichen Mittel.
  4. Bringen Sie relevante Befunde anderer Fachärzte (z.B. vom Diabetologen) und aktuelle Laborwerte mit, falls vorhanden.
  5. Formulieren Sie Ihre drei wichtigsten Fragen vorab schriftlich, um im Gespräch nichts zu vergessen.

Wie Sie Ihren Kardiologen auf neue Behandlungsoptionen ansprechen

Die Kardiologie ist ein sich rasant entwickelndes Feld. Was vor fünf Jahren noch Standard war, kann heute durch effektivere oder verträglichere Optionen ergänzt oder ersetzt worden sein. Als informierter Patient ist es Ihr gutes Recht und sogar Ihre Pflicht, im Gespräch mit Ihrem Arzt auch das Thema neuer Behandlungsmöglichkeiten anzuschneiden. Dies ist kein Misstrauensvotum, sondern ein Zeichen Ihres Engagements für Ihre eigene Gesundheit – ganz im Sinne der Therapie-Partnerschaft.

Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Gespräch ist die richtige Herangehensweise. Vermeiden Sie fordernde Formulierungen wie „Ich will Medikament X“. Wählen Sie stattdessen einen offenen, fragenden Ansatz: „Ich habe gelesen, dass es neue Medikamente für die Herzinsuffizienz gibt, zum Beispiel aus der Gruppe der SGLT2-Hemmer. Wäre das auch eine Option für mich?“ Diese Frage öffnet einen konstruktiven Dialog und respektiert die Expertise Ihres Arztes, der Ihre gesamte Krankengeschichte kennt und am besten beurteilen kann, ob eine neue Therapie für Sie geeignet und sicher ist.

Ein Beispiel für eine solche Entwicklung sind die sogenannten ARNIs (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren), eine moderne Alternative zu den klassischen ACE-Hemmern oder Sartanen bei Herzinsuffizienz.

Zur Behandlung der Herzinsuffizienz kann heutzutage mit einem Kombipräparat aus den Wirkstoffen Sacubitril und Valsartan direkt begonnen werden. Die beiden Substanzen wirken über unterschiedliche Mechanismen.

– Prof. Stefan Frantz, Deutsche Herzstiftung – Herzschwäche Medikamente

Dass sich diese proaktive Haltung lohnt, bestätigen auch offizielle Berichte. Eine gute Kommunikation führt nachweislich zu besseren Behandlungsergebnissen.

Praxisbeispiel: Patient als Impulsgeber

Der Deutsche Herzbericht 2024 betont die Bedeutung der Patientenbeteiligung: Ein informierter Patient fragte gezielt nach SGLT2-Hemmern, nachdem er von deren zusätzlicher Herzschutzwirkung gelesen hatte. Der Kardiologe prüfte die Indikation, sah die Kriterien als erfüllt an und stellte die Therapie erfolgreich um. Die Herzinsuffizienz-Symptome des Patienten verbesserten sich daraufhin deutlich innerhalb von nur acht Wochen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ihre Herztherapie ist dynamisch; eine nachlassende Wirkung ist oft ein normaler Prozess, kein Versagen.
  • Ihre aktive Selbstbeobachtung (Gewicht, Blutdruck, Symptome) ist der entscheidende Impuls für eine rechtzeitige Therapieanpassung durch Ihren Arzt.
  • Setzen Sie Herzmedikamente niemals eigenmächtig ab. Änderungen müssen immer ärztlich begleitet und ausgeschlichen werden, um gefährliche Rebound-Effekte zu vermeiden.

Wie Herzinsuffizienz-Schulungen Sie zum Experten Ihrer eigenen Erkrankung machen

Wissen ist Macht – das gilt besonders im Umgang mit einer chronischen Herzerkrankung. Allein die Tatsache, dass laut dem aktuellen Deutschen Herzbericht 216.944 Menschen im Jahr 2022 in Deutschland an Herzkrankheiten starben, unterstreicht die Notwendigkeit, alle verfügbaren Mittel zur Verbesserung der eigenen Prognose zu nutzen. Eine der wirksamsten, aber oft übersehenen Maßnahmen sind spezialisierte Herzinsuffizienz-Schulungen. Diese Programme, die von vielen Kliniken, kardiologischen Praxen und Krankenkassen angeboten werden, gehen weit über die Informationen aus einer Broschüre hinaus.

Das Ziel dieser Schulungen ist es, Sie zum mündigen Manager Ihrer Erkrankung zu machen. Sie lernen nicht nur die theoretischen Grundlagen, sondern üben ganz praktisch die Fähigkeiten, die Sie im Alltag benötigen. Dies stärkt Ihr Selbstvertrauen, reduziert Ängste und verbessert nachweislich die Therapietreue und die Lebensqualität. Sie werden vom passiven Patienten zum kompetenten Partner Ihres Arztes.

Eine typische, modular aufgebaute Herzinsuffizienz-Schulung umfasst unter anderem folgende Inhalte:

  • Krankheitsverständnis: Was passiert bei einer Herzschwäche genau in meinem Körper?
  • Medikamentenmanagement: Welche Medikamente nehme ich und warum? Wie erkenne ich wichtige Nebenwirkungen?
  • Selbstkontrolle: Wie wiege und messe ich richtig? Wie interpretiere ich meine Werte und wann muss ich reagieren?
  • Notfallplan: Was tue ich konkret, wenn sich meine Symptome plötzlich verschlechtern?
  • Lebensstil: Wie setze ich eine salzarme Ernährung praktisch um? Welche Art und welches Maß an Bewegung ist für mich sicher und förderlich?
  • Psychologische Unterstützung: Wie gehe ich mit Ängsten und der Belastung durch die Krankheit um?

Die Teilnahme an einer solchen Schulung ist eine Investition in Ihre eigene Zukunft. Fragen Sie Ihren Kardiologen oder Ihre Krankenkasse gezielt nach entsprechenden Angeboten in Ihrer Nähe. Oft ist die Kostenübernahme unkompliziert, da die Kassen den Nutzen dieser Programme zur Vermeidung von Krankenhausaufenthalten erkannt haben.

Reha nach Herzinfarkt: Wie Sie in 6 Wochen wieder leistungsfähig werden

Ein Herzinfarkt ist ein tiefer Einschnitt im Leben. Nach der Akutbehandlung im Krankenhaus beginnt die entscheidende zweite Phase: die kardiologische Rehabilitation, kurz Reha. Ihr Ziel ist es, Sie nicht nur körperlich wieder fit zu machen, sondern Ihnen auch die Sicherheit und das Wissen zu geben, um selbstbewusst in den Alltag zurückzukehren und das Risiko für ein weiteres Ereignis zu minimieren. Die Reha ist keine optionale Zusatzleistung, sondern ein gesetzlich verankerter und unverzichtbarer Teil Ihres Behandlungsplans, der direkt im Krankenhaus vom Sozialdienst beantragt wird.

In einem Zeitraum von meist drei Wochen erarbeiten Sie in einem multidisziplinären Team aus Ärzten, Therapeuten, Psychologen und Ernährungsberatern einen individuellen Weg zurück zur Leistungsfähigkeit. Kernstück ist das überwachte körperliche Training, bei dem Sie unter EKG-Kontrolle lernen, Ihre persönlichen Belastungsgrenzen sicher auszutesten und zu erweitern. Hinzu kommen Schulungen zu Medikamenten, Ernährung und Stressbewältigung sowie psychologische Unterstützung bei der Verarbeitung des Ereignisses.

In Deutschland haben Sie grundsätzlich die Wahl zwischen einer stationären und einer ambulanten Reha. Die medizinische Qualität und der Therapieumfang sind bei beiden Formen identisch, die Entscheidung hängt von Ihrer persönlichen Situation ab.

Eine vergleichende Analyse, wie sie auch im Kontext des Deutschen Herzberichts diskutiert wird, zeigt die spezifischen Vor- und Nachteile beider Reha-Formen. Diese differenzierte Betrachtung hilft bei der Wahl der passenden Maßnahme.

Ambulante vs. Stationäre Herz-Reha in Deutschland
Kriterium Ambulante Reha Stationäre Reha
Dauer 3-5 Wochen, täglich 4-6 Stunden 3 Wochen Vollzeit
Geeignet für Mobile Patienten mit stabilem Umfeld Komplexe Fälle, weite Anfahrt
Kostenträger Krankenkasse oder DRV Krankenkasse oder DRV
Vorteile Verbleib im gewohnten Umfeld Intensive Rundumbetreuung
Therapieumfang Identisches Programm Identisches Programm plus Abendangebote

Unabhängig von der gewählten Form ist die Reha der Startschuss für Ihr „zweites Leben“ nach dem Infarkt. Hier werden die Weichen für eine langfristig erfolgreiche Sekundärprävention gestellt und die Grundlage für eine stabile Zukunft gelegt.

Häufige Fragen zur Anpassung der Herztherapie

Wie oft sollte ich als stabiler Herzpatient zur Kontrolle?

Bei einer stabilen Einstellung und ohne neue Beschwerden empfehlen Kardiologen in Deutschland in der Regel alle 3 bis 6 Monate eine Routinekontrolle. Diese umfasst meist ein Gespräch, eine körperliche Untersuchung, ein EKG und eine Überprüfung der Laborwerte sowie des Medikamentenplans.

Wann muss ich sofort zum Arzt und nicht bis zum nächsten Termin warten?

Zögern Sie niemals, sofort Ihren Arzt oder eine Notaufnahme aufzusuchen, wenn Sie eine plötzliche, starke Verschlechterung bemerken (z.B. akute Luftnot in Ruhe), nach schweren Infekten, beim Auftreten neuer Warnsymptome wie nächtlicher Atemnot oder wenn ein anderer Arzt Ihnen ein neues Medikament verordnet hat.

Was bringt mir die Teilnahme am DMP KHK in Deutschland?

Das Disease-Management-Programm für die Koronare Herzkrankheit (DMP KHK) ist ein strukturiertes Behandlungsprogramm der gesetzlichen Krankenkassen. Es sichert Ihnen quartalsweise Kontrolltermine, eine Behandlung, die sich streng an den aktuellen medizinischen Leitlinien orientiert, und eine besser koordinierte Betreuung zwischen Ihrem Hausarzt und Ihrem Kardiologen.

Geschrieben von Thomas Schneider, Dr. med. Thomas Schneider ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie mit Zusatzbezeichnung interventionelle Kardiologie. Seit 18 Jahren arbeitet er als Oberarzt in der kardiologischen Abteilung eines Herzzentrums mit über 400 Betten und führt jährlich mehr als 600 Herzkatheter-Untersuchungen durch.