Veröffentlicht am März 15, 2024

Ein unbemerkter Entzündungsherd im Körper, wie ein kranker Zahn, ist weit mehr als ein lokales Problem – er ist ein aktiver Risikofaktor für einen Herzinfarkt.

  • Chronische Entzündungen, selbst wenn sie keine Schmerzen verursachen, setzen permanent Botenstoffe frei, die Ihre Arterien schädigen.
  • Bakterien aus dem Mundraum können direkt in die Blutbahn gelangen und die Bildung gefährlicher, instabiler Plaques in den Herzkranzgefäßen fördern.

Empfehlung: Betrachten Sie Ihre Mundgesundheit und Ihren Lebensstil als zentralen Bestandteil Ihrer Herzvorsorge und lassen Sie Ihr individuelles Entzündungsrisiko ärztlich abklären.

Viele Menschen verbinden einen Herzinfarkt mit klassischen Risikofaktoren wie hohem Blutdruck, Cholesterin oder Rauchen. Doch was wäre, wenn einer der größten Brandbeschleuniger für Ihre Gefäße still und unbemerkt in Ihrem Kiefer schlummert? Die Vorstellung, dass ein entzündeter Zahn oder chronisch entzündetes Zahnfleisch eine direkte Bedrohung für Ihr Herz darstellt, mag zunächst weit hergeholt klingen. Man konzentriert sich auf die lokalen Schmerzen, die Ästhetik oder die Funktion, aber selten auf die systemischen Folgen.

Die gängige Meinung ist, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen primär ein Problem der Gefäße selbst sind – eine Art „Verkalkung“, die über Jahre hinweg entsteht. Doch diese Sichtweise greift zu kurz. Als Immunologe mit kardiologischem Fokus sehe ich täglich die Konsequenzen einer übersehenen Tatsache: Das Immunsystem spielt eine Hauptrolle im Drama der Atherosklerose. Die wahre Gefahr geht nicht von der stabilen, verkalkten Plaque aus, sondern von der entzündeten, instabilen – der sogenannten vulnerablen Plaque, die jederzeit aufreißen und ein Gefäß verschließen kann.

Dieser Artikel bricht mit der reinen Symptombetrachtung. Wir werden nicht nur feststellen, DASS eine Verbindung besteht, sondern ich werde Ihnen die genauen Mechanismen erklären. Es geht darum, die immunologische Kaskade zu verstehen: eine Kettenreaktion, die an einem scheinbar harmlosen Ort wie Ihrem Zahnfleisch beginnt und in einer Katastrophe für Ihr Herz enden kann. Wir tauchen tief in die Welt der Zytokine, Bakterien und Entzündungsmarker ein, um zu verstehen, wie Ihr Körper unbewusst zu seinem eigenen Gegner wird.

Wir werden gemeinsam aufdecken, wie Sie diese unsichtbare Bedrohung erkennen, welche Rolle Ihr Lebensstil dabei spielt und welche konkreten Maßnahmen – von der Ernährung bis zur modernen Medizin – das Feuer in Ihren Gefäßen wirklich löschen können. Es ist Zeit, die stillen Entzündungen ins Licht zu rücken und die Herzgesundheit aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten.

Dieser Leitfaden führt Sie schrittweise durch die komplexen Zusammenhänge zwischen lokalen Entzündungen und dem globalen Risiko für Ihr Herz. Entdecken Sie die entscheidenden Faktoren, die Sie selbst in der Hand haben.

Hochempfindliches CRP: Was unterscheidet diesen Wert vom normalen Entzündungswert?

Wenn Ärzte eine Entzündung im Körper vermuten, bestimmen sie oft das C-reaktive Protein (CRP) im Blut. Ein hoher Wert signalisiert eine akute Entzündung, wie bei einer Lungenentzündung oder nach einer Operation. Dieser Standard-CRP-Wert ist jedoch zu unempfindlich, um die subtilen, chronischen Entzündungsprozesse zu erfassen, die für das Herzinfarktrisiko relevant sind. Hier kommt das hochempfindliche CRP (hs-CRP) ins Spiel. Es misst die gleichen Moleküle, aber in einer viel geringeren Konzentration und dient somit als eine Art „Rauchmelder“ für schwelende Brände in den Gefäßen.

Während ein normales CRP erst bei starken Entzündungen ansteigt, detektiert der hs-CRP-Test bereits minimale, aber beständige Entzündungsaktivitäten, die von chronischen Infektionsherden wie Parodontitis oder auch von aktivem Bauchfett ausgehen. Diese dauerhafte, unterschwellige Entzündung – die stille Entzündung – ist ein entscheidender Treiber der Atherosklerose. Die freigesetzten Entzündungsbotenstoffe fördern die Instabilität von Ablagerungen in den Arterienwänden. Eine Studie mit fast 28.000 Frauen über 30 Jahre zeigte, dass erhöhte hs-CRP-Werte mit einem um 70 % erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden sind, selbst wenn die Cholesterinwerte unauffällig waren.

Es ist jedoch entscheidend, diesen Wert richtig zu interpretieren. Ein erhöhter hs-CRP-Wert ist kein Beweis für eine Herzerkrankung, sondern ein starkes Warnsignal, das auf ein erhöhtes vaskuläres Risiko hinweist. Wie die Deutsche Herzstiftung betont, muss die Bewertung immer im Gesamtkontext erfolgen.

hsCRP kein spezifischer Marker für Herzkrankheiten ist. Die Interpretation des Laborwerts muss immer im Zusammenhang mit anderen Gesundheitskriterien erfolgen.

– Herzstiftung, Laborwert könnte Bluthochdruck-Risiko verdeutlichen

Ein erhöhter hs-CRP-Wert sollte daher immer Anlass sein, nach der Ursache zu forschen. Liegt eine unerkannte Parodontitis vor? Gibt es andere chronische Entzündungsquellen? Die Messung des hs-CRP ist somit ein wertvolles Werkzeug, um unsichtbare Gefahren sichtbar zu machen und präventive Maßnahmen gezielt einzuleiten.

Bakterien im Blut: Wie wandern Keime vom Zahnfleisch in die Herzklappe?

Das Zahnfleisch ist eine erstaunlich durchlässige Barriere. Bei einer chronischen Zahnfleischentzündung, der Parodontitis, ist dieses Gewebe nicht nur gerötet und geschwollen, sondern auch voller winziger Wunden. Diese offenen Stellen sind eine direkte Eintrittspforte für Bakterien in den Blutkreislauf. Bei alltäglichen Handlungen wie Zähneputzen oder sogar dem Kauen fester Nahrung können Millionen dieser Keime in die Blutbahn gespült werden – ein Phänomen, das als Bakteriämie bekannt ist. Das Ausmaß dieses Problems in Deutschland ist gewaltig: Laut der Sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6) gibt es schätzungsweise 14 Millionen Menschen mit einer schweren Parodontalerkrankung.

Diese Bakterien, oft als „Gefäß-Brandstifter“ bezeichnet, reisen durch den Körper und können sich an den Innenwänden der Arterien (dem Endothel) festsetzen, insbesondere dort, wo bereits durch andere Risikofaktoren kleine Schäden oder erste Ablagerungen (Plaques) bestehen. Dort angekommen, lösen sie eine lokale Immunreaktion aus. Das Immunsystem schickt Fresszellen (Makrophagen), um die Eindringlinge zu bekämpfen. Diese Zellen nehmen die Bakterien, aber auch Cholesterin auf und verwandeln sich in sogenannte Schaumzellen. Diese Schaumzellen sind ein Kernbestandteil der Atherosklerose-Plaques und machen diese instabil und anfällig für Risse.

Visualisierung der Bakterienwanderung vom entzündeten Zahnfleisch in den Blutkreislauf

Die größte Gefahr besteht, wenn sich diese Bakterien an den Herzklappen festsetzen, was zu einer infektiösen Endokarditis führen kann, einer schweren und potenziell tödlichen Entzündung der Herzinnenhaut. Aber auch ohne eine solch dramatische Infektion trägt die ständige Präsenz von oralen Bakterien im Blut zur chronischen, stillen Entzündung bei, die das hs-CRP ansteigen lässt und das Herzinfarktrisiko kontinuierlich erhöht. Eine gute Mundhygiene ist also keine reine Kosmetik, sondern eine essenzielle Maßnahme zur direkten Entlastung Ihres Herz-Kreislauf-Systems.

Kurkuma, Omega-3 und Beeren: Welche Lebensmittel löschen das Feuer in den Gefäßen?

Wenn chronische Entzündungen die Glut sind, die das Atherosklerose-Feuer am Lodern hält, dann ist eine gezielte Ernährung der effektivste Feuerlöscher. Bestimmte Lebensmittel enthalten bioaktive Substanzen, die direkt in die biochemischen Signalketten der Entzündung eingreifen. Es geht nicht nur um Vitamine, sondern um eine gezielte Zufuhr von Polyphenolen, Omega-3-Fettsäuren und anderen sekundären Pflanzenstoffen, die die Produktion entzündungsfördernder Zytokine hemmen können.

Omega-3-Fettsäuren, reichlich vorhanden in fettem Kaltwasserfisch wie dem norddeutschen Hering, sind die Vorstufen für entzündungsauflösende Botenstoffe im Körper, die sogenannten Resolvine und Protektine. Sie wirken wie ein Bremspedal für das Immunsystem. Kurkuma enthält Curcumin, einen potenten Wirkstoff, der das „Hauptschalter“-Molekül für Entzündungen (NF-κB) blockieren kann. Beeren, wie Heidelbeeren aus der Lüneburger Heide, sind vollgepackt mit Anthocyanen – Farbstoffen, die als starke Antioxidantien die Gefäßwände vor oxidativem Stress schützen, einem Nebenprodukt der Entzündung.

Fallbeispiel: Die Kraft von Obst und Gemüse

Eine 2005 durchgeführte Interventionsstudie lieferte eindrucksvolle Belege. Teilnehmer, die ihren Verzehr von carotinoidreichem Gemüse und Obst auf acht Portionen pro Tag erhöhten, zeigten eine signifikante Senkung ihrer CRP-Konzentration im Plasma. Die Forscher schlussfolgern, dass eine hohe Zufuhr dieser Lebensmittel entzündliche Prozesse, die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen, nachweislich reduzieren kann.

Gleichzeitig ist es entscheidend, entzündungsfördernde Lebensmittel zu meiden. Dazu gehören vor allem stark verarbeitete Produkte, Zucker, Weißmehl und ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren (aus Sonnenblumenöl und Schweinefleisch), die die Gegenspieler der entzündungshemmenden Omega-3-Fette sind. Die folgende Tabelle gibt einen schnellen Überblick über Lebensmittel, die Sie in Deutschland leicht finden können.

Die Daten in dieser Tabelle basieren auf einer umfassenden vergleichenden Analyse von Lebensmitteln hinsichtlich ihres entzündlichen Potenzials.

Vergleich entzündungshemmender vs. entzündungsfördernder Lebensmittel
Entzündungshemmend Entzündungsfördernd
Norddeutscher Hering (Omega-3) Wurstwaren
Heidelbeeren aus der Lüneburger Heide Schweinefleisch
Sauerkraut (fermentiert) Weißbrot
Leinsamen Zuckerhaltige Produkte

Warum müssen Rheuma-Patienten besonders auf ihr Herz achten?

Rheumatoide Arthritis (RA) ist der Inbegriff einer chronisch-entzündlichen Systemerkrankung. Was viele nicht wissen: Die Krankheit beschränkt sich nicht auf die Gelenke. Die gleichen immunologischen Prozesse, die Knorpel und Knochen zerstören, greifen auch die Blutgefäße an. Für die rund 1,5 Millionen Betroffenen in Deutschland bedeutet das ein signifikant erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei RA-Patienten ist die Atherosklerose oft aggressiver und tritt früher auf. Die chronische Entzündung beschleunigt die Bildung und vor allem die Instabilität der gefürchteten vulnerablen Plaques.

Die Verbindung zwischen Rheuma und Herzrisiko ist eine direkte Folge des fehlgeleiteten Immunsystems. Entzündungsbotenstoffe wie TNF-alpha und Interleukin-6, die bei Rheuma im Übermaß produziert werden, zirkulieren im ganzen Körper und fördern die Entzündung in den Gefäßwänden. Dies führt zu einer Dysfunktion des Endothels, der schützenden Innenschicht der Arterien, und macht es anfälliger für die Anlagerung von Cholesterin und die Bildung von Plaques. Das Herzrisiko bei RA-Patienten ist vergleichbar mit dem von Diabetikern.

Zusätzlich besteht eine alarmierende Verbindung zur Mundgesundheit. Die systemische Entzündung bei Rheuma schwächt das Immunsystem an anderen Fronten. So haben Rheuma-Patienten laut Angaben der Deutschen Mundgesundheitsstiftung ein bis zu 8-fach höheres Risiko, an Parodontitis zu erkranken. Dies schafft einen Teufelskreis: Die rheumabedingte Entzündung fördert die Parodontitis, und die Bakterien aus dem entzündeten Zahnfleisch befeuern wiederum die systemische Entzündung und das Herzrisiko. Für Menschen mit Rheuma ist eine exzellente Mundhygiene und regelmäßige zahnärztliche Kontrolle daher keine Option, sondern eine absolute Notwendigkeit im Rahmen ihrer Herzvorsorge.

Colchizin und Co.: Können alte Gichtmittel Herzinfarkte verhindern?

Die Erkenntnis, dass Entzündungen eine zentrale Rolle beim Herzinfarkt spielen, hat die kardiologische Forschung revolutioniert und den Fokus auf entzündungshemmende Therapien gelenkt. Ein besonders vielversprechender Kandidat ist ein jahrhundertealtes Medikament: Colchizin. Ursprünglich zur Behandlung von Gichtanfällen eingesetzt, erlebt es heute eine Renaissance in der Kardiologie. Gicht wird durch eine massive Entzündungsreaktion auf Harnsäurekristalle ausgelöst. Colchizin wirkt, indem es einen zentralen Bestandteil des angeborenen Immunsystems, das sogenannte Inflammasom (NLRP3), hemmt. Dieses Inflammasom ist ein Proteinkomplex in den Immunzellen, der bei Gefahr eine massive Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen wie Interleukin-1β auslöst.

Die bahnbrechende Entdeckung war, dass genau dieses Inflammasom auch durch Cholesterinkristalle in den atherosklerotischen Plaques aktiviert wird. Es ist quasi der Zündfunke, der die Plaque „heiß“ und instabil macht. Durch die Blockade dieses Signalwegs mit niedrig dosiertem Colchizin kann die immunologische Kaskade unterbrochen, die Plaque-Entzündung reduziert und die Gefahr einer Ruptur verringert werden. Große klinische Studien wie COLCOT und LoDoCo2 haben diesen Effekt eindrucksvoll bestätigt: Die tägliche Einnahme einer geringen Dosis Colchizin (0,5 mg) konnte das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere kardiovaskuläre Ereignisse bei Hochrisikopatienten um rund 30 % senken.

Colchizin ist damit das erste spezifisch entzündungshemmende Medikament, das sich in der kardiovaskulären Prävention bewährt hat und in die Leitlinien Einzug findet. Es markiert einen Paradigmenwechsel: Wir behandeln nicht mehr nur die Folgen der Atherosklerose (wie hohen Blutdruck oder Cholesterin), sondern greifen direkt in deren entzündliche Ursache ein. Dies eröffnet völlig neue Perspektiven für die Hochrisikoprävention, insbesondere für Patienten, die trotz optimal eingestellter Blutfette und Blutdruckwerte weiterhin ein hohes Restrisiko aufgrund einer persistierenden stillen Entzündung aufweisen.

Wie entzündungsfördernde Botenstoffe aus dem Bauchfett das Herz angreifen

Nicht alles Fett ist gleich. Während das Fett unter der Haut (subkutanes Fett) relativ harmlos ist, agiert das Fett in der Bauchhöhle, das die inneren Organe umgibt (viszerales Fett), wie ein eigenständiges, hochaktives endokrines Organ. Es ist eine wahre Fabrik für entzündungsfördernde Botenstoffe, sogenannte Adipokine. Dieses Bauchfett produziert und sekretiert kontinuierlich Zytokine wie TNF-alpha und Interleukin-6 – genau jene Substanzen, die auch bei Rheuma oder Parodontitis eine schädliche Rolle spielen. Man kann sich das viszerale Fett als Quelle eines permanenten, leisen „Zytokin-Sturms im Miniaturformat“ vorstellen, der den gesamten Körper in einen chronisch-entzündlichen Zustand versetzt.

Diese ständige Flut von Entzündungsbotenstoffen aus dem Bauchfett hat weitreichende Konsequenzen für das Herz-Kreislauf-System. Sie trägt direkt zur Insulinresistenz bei, was wiederum den Blutzuckerspiegel erhöht und die Entzündung weiter anheizt. Sie schädigt das Endothel, die empfindliche Innenauskleidung der Blutgefäße, macht es durchlässiger und fördert so das Eindringen von Cholesterin in die Gefäßwand. Das Ergebnis ist eine beschleunigte Atherosklerose. Ein erhöhter Bauchumfang ist daher weit mehr als ein ästhetisches Problem; er ist ein direktes Maß für ein aktives, krankmachendes Organ im Körper.

Die gute Nachricht ist, dass viszerales Fett sehr stoffwechselaktiv ist und auf Veränderungen des Lebensstils gut reagiert. Eine Reduzierung des Bauchfetts durch eine Kombination aus gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung ist eine der effektivsten Maßnahmen, um die systemische Entzündungslast zu senken und das Herz zu schützen. Es geht darum, dieser „Zytokin-Fabrik“ den Brennstoff zu entziehen. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland unterstützen dies durch vielfältige Präventionsangebote.

Ihr Aktionsplan zur Entzündungs-Prävention

  1. Zahnärztliche Kontrolle: Lassen Sie regelmäßig den Parodontalen Screening Index (PSI) bei Ihrem Zahnarzt durchführen, um Zahnfleischentzündungen frühzeitig zu erkennen.
  2. Professionelle Mundhygiene: Nehmen Sie bei Bedarf eine individuelle Mundhygieneunterweisung in Anspruch und lassen Sie regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung durchführen.
  3. Präventionskurse nutzen: Informieren Sie sich bei Ihrer Krankenkasse über zertifizierte Präventionskurse nach § 20 SGB V zu den Themen Bewegung, Ernährung und Stressmanagement.
  4. Ernährungsumstellung: Fokussieren Sie sich auf eine antientzündliche Ernährung mit viel Gemüse, Beeren, Omega-3-Fetten und meiden Sie Zucker und verarbeitete Produkte zur Bauchfettreduzierung.
  5. Bewegung integrieren: Kombinieren Sie Ausdauertraining (z.B. 3x 30 Min. pro Woche) mit Krafttraining, um gezielt viszerales Fett abzubauen und die Insulinsensitivität zu verbessern.

Beeren vs. Trockenobst: Welches Obst lässt Ihr Insulin (und damit die Entzündung) in Ruhe?

Obst gilt gemeinhin als gesund, doch im Kontext von stillen Entzündungen ist eine differenzierte Betrachtung unerlässlich. Der entscheidende Faktor ist die Wirkung auf den Insulinspiegel. Ein stark und schnell ansteigender Insulinspiegel ist selbst ein pro-inflammatorischer Reiz. Hohe Insulinwerte fördern entzündliche Prozesse im Körper. Daher ist es wichtig, Obstsorten und -formen zu bevorzugen, die den Blutzucker und damit das Insulin nur moderat ansteigen lassen.

Hier zeigt sich ein fundamentaler Unterschied zwischen frischem, ballaststoffreichem Obst und konzentriertem Trockenobst. Frische Beeren, wie Heidel- oder Johannisbeeren, enthalten viel Wasser und Ballaststoffe. Diese verlangsamen die Aufnahme des enthaltenen Zuckers (Fruktose) in den Blutkreislauf. Der Blutzuckeranstieg ist flach und moderat. Zudem sind Beeren reich an Polyphenolen und Anthocyanen, die, wie wir gesehen haben, eine stark antientzündliche Wirkung haben und die Gefäße schützen. Sie sind also in doppelter Hinsicht eine exzellente Wahl.

Vergleich zwischen frischen Beeren und Trockenobst bezüglich Insulinreaktion

Trockenobst wie Rosinen, Datteln oder getrocknete Aprikosen ist hingegen eine hochkonzentrierte Zuckerquelle. Durch den Wasserentzug liegt der Zucker in sehr dichter Form vor, während der sättigende Effekt des Wassers und ein Teil der hitzeempfindlichen Vitamine fehlen. Der Verzehr von Trockenobst führt zu einem schnellen und hohen Anstieg des Blutzuckerspiegels, gefolgt von einer starken Insulinausschüttung – genau das, was man bei einer Neigung zu stillen Entzündungen vermeiden möchte. Auch wenn Trockenobst Mineralstoffe enthält, überwiegt aus entzündungsphysiologischer Sicht der negative Effekt des Zuckerschocks. Die kluge Wahl lautet also immer: frische, ganze Frucht vor konzentriertem Fruchtzucker.

Das Wichtigste in Kürze

  • Stille Entzündungen, oft ausgehend von Zähnen, Bauchfett oder Gelenken, sind ein Haupttreiber für instabile Plaques und Herzinfarkte.
  • Der hs-CRP-Blutwert ist ein sensibler „Rauchmelder“ für diese schwelenden Gefäßentzündungen, aber kein spezifischer Herzmarker.
  • Eine gezielte antientzündliche Ernährung (Omega-3, Beeren) und die Reduktion von Bauchfett sind die wirksamsten Maßnahmen, um das Entzündungsfeuer zu löschen.

Vitamin K2 und Magnesium: Helfen Nahrungsergänzungsmittel gegen verkalkte Arterien?

Die Diskussion um Arterienverkalkung (Atherosklerose) führt oft zu einem Missverständnis. Das Problem ist nicht das Kalzium selbst, sondern wohin es im Körper transportiert wird. Im Idealfall sollte Kalzium in die Knochen und Zähne eingebaut werden. Bei chronischen Entzündungsprozessen und einem Mangel an bestimmten Nährstoffen kann es jedoch passieren, dass Kalzium fälschlicherweise in die weichen Gewebe, insbesondere in die Wände der Arterien, eingelagert wird. Dies macht die Gefäße starr und brüchig. Hier kommen zwei oft unterschätzte Mikronährstoffe ins Spiel: Vitamin K2 und Magnesium.

Vitamin K2 (specifically Menachinon, MK-7) agiert wie ein Verkehrspolizist für Kalzium. Es aktiviert zwei wichtige Proteine: Osteocalcin, das Kalzium in die Knochen einbaut, und das Matrix-Gla-Protein (MGP), das aktiv verhindert, dass sich Kalzium in den Arterienwänden ablagert. Ein Mangel an Vitamin K2 führt dazu, dass das Kalzium quasi „orientierungslos“ ist und sich in den Gefäßen ansammelt. Magnesium ist ein entscheidender Co-Faktor für hunderte von Enzymen im Körper. Es hilft unter anderem dabei, das Gleichgewicht zwischen Kalzium und Kalium in den Zellen zu regulieren und ist für die Funktion der Enzyme verantwortlich, die Vitamin D und damit auch Vitamin K2 in ihre aktive Form umwandeln.

Die Frage, ob eine Supplementierung sinnvoll ist, ist komplex. In Deutschland werden diese Substanzen als Nahrungsergänzungsmittel und nicht als Arzneimittel verkauft, was bedeutet, dass sie nicht den gleichen strengen Kontrollen unterliegen. Eine unkontrollierte Einnahme ist nicht ratsam. Ein echter Mangel sollte durch einen Bluttest nachgewiesen und die Ergänzung ärztlich begleitet werden. Bevor man zu Pillen greift, sollte die Zufuhr über die Nahrung optimiert werden. Gute natürliche Quellen für Vitamin K2 in Deutschland sind fermentierte Produkte wie Quark und gereifter Käse, während Magnesium reichlich in Vollkornprodukten, Haferflocken und vielen deutschen Mineralwässern enthalten ist.

Häufige Fragen zu stillen Entzündungen und Herzgesundheit

Sind Vitamin K2 und Magnesium in Deutschland als Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel eingestuft?

In Deutschland werden diese Substanzen als Nahrungsergänzungsmittel verkauft und unterliegen nicht der strengen Arzneimittelkontrolle. Die Verbraucherzentrale rät daher zur Vorsicht bei Werbeversprechen und empfiehlt, eine Einnahme mit einem Arzt oder Apotheker abzusprechen.

Welche natürlichen deutschen Quellen gibt es für Vitamin K2?

Vitamin K2 findet sich vor allem in fermentierten Lebensmitteln und tierischen Produkten aus Weidehaltung. Gute Quellen, die in Deutschland leicht verfügbar sind, umfassen Quark, Butter, Eigelb und gereiften Käse wie Gouda oder Brie. Auch Sauerkraut kann geringe Mengen enthalten.

Sollte man diese Ergänzungsmittel ohne ärztliche Beratung einnehmen?

Nein, eine Ergänzung sollte nur nach ärztlicher Rücksprache und idealerweise nach einem Bluttest zum Nachweis eines echten Mangels erfolgen. Eine übermäßige und unkontrollierte Einnahme, insbesondere von fettlöslichen Vitaminen wie K2, kann Risiken bergen und das Gleichgewicht anderer Nährstoffe stören.

Geschrieben von Dr. Thomas Hartmann, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie mit über 20 Jahren Erfahrung in klinischer Diagnostik und interventioneller Therapie. Als Oberarzt an einem großen Herzzentrum ist er spezialisiert auf Herzinsuffizienz, Bluthochdruckmanagement und moderne bildgebende Verfahren.