Veröffentlicht am März 15, 2024

Die nachhaltige Stärkung Ihres Herzens hängt weniger von radikalen Diäten ab als von der intelligenten Integration kleiner, wissenschaftlich fundierter Gewohnheiten in Ihren Alltag.

  • Bewegung, Ernährung und Stressabbau wirken synergistisch; die Kombination ist entscheidend für den Schutz Ihrer Gefäße.
  • Bereits kleine Änderungen wie tägliche 10-minütige Spaziergänge oder der Austausch von Lebensmitteln senken messbar Ihr Risiko.

Empfehlung: Nutzen Sie den kostenlosen „Check-up 35“ Ihrer Krankenkasse als Startpunkt für eine individuelle Präventionsstrategie mit Ihrem Arzt.

Fühlen Sie sich manchmal im Alltag schneller erschöpft als früher? Kommt Ihnen das Treppensteigen anstrengender vor als noch vor wenigen Jahren? Viele Menschen in Deutschland zwischen 30 und 60 schreiben dies dem normalen Alterungsprozess oder dem Stress im Berufsleben zu. Doch oft ist es ein erstes, leises Signal unseres Körpers: Das Herz-Kreislauf-System verliert an Leistungsfähigkeit. Als Präventionskardiologe sehe ich täglich, wie ein geschwächtes System uns im Alltag buchstäblich um Jahre älter machen kann. Die gängigen Ratschläge wie „mehr Sport treiben“ oder „gesünder essen“ sind zwar richtig, aber oft zu vage und scheitern an der Hektik des Alltags.

Doch was, wenn der Schlüssel nicht in großen, einschneidenden Veränderungen liegt, sondern im Verständnis der Mechanismen, die unser Herz schützen? Was, wenn wir nicht unser ganzes Leben umkrempeln, sondern gezielte „Mikro-Routinen“ etablieren müssen, die auf zellulärer Ebene wirken? Dieser Artikel verfolgt genau diesen Ansatz. Anstatt Ihnen nur zu sagen, was Sie tun sollen, erkläre ich Ihnen, warum diese Maßnahmen funktionieren und wie Sie sie nachhaltig in Ihren Alltag integrieren können. Wir werden uns ansehen, welche Gewohnheiten unbemerkt schaden, wie die drei Säulen der Herzgesundheit – Bewegung, Ernährung und Stressmanagement – zusammenspielen und wie Sie mit einem klaren Plan Ihre Herzgesundheit selbst in die Hand nehmen. Ziel ist es, Ihr biologisches Herzalter aktiv zu senken und Ihre Lebensqualität langfristig zu sichern.

Dieser Leitfaden ist Ihr Weg zu einem besseren Verständnis Ihres Körpers und zu konkreten, umsetzbaren Schritten für ein starkes Herz. Die folgende Übersicht zeigt Ihnen die Themen, die wir gemeinsam durchgehen werden.

Warum ein schwaches Herz-Kreislauf-System Sie im Alltag um Jahre älter macht

Das Herz-Kreislauf-System ist das Versorgungsnetzwerk unseres Körpers. Es transportiert Sauerstoff und Nährstoffe zu jeder einzelnen Zelle. Wenn dieses System an Effizienz verliert, spüren wir das nicht sofort durch Schmerzen, sondern durch einen schleichenden Verlust an Vitalität. Kurzatmigkeit beim Treppensteigen, schnelle Ermüdung bei Alltagsaktivitäten oder ein generelles Gefühl der Abgeschlagenheit sind oft die ersten Anzeichen. Dies ist kein normaler Alterungsprozess, sondern ein Hinweis auf ein reduziertes biologisches Herzalter. Ihr Herz und Ihre Gefäße arbeiten härter als nötig, um den Körper zu versorgen. Dies führt zu einer chronischen Überlastung, die sich wie eine ständige, unsichtbare Bremse auf Ihre Leistungsfähigkeit auswirkt.

Die zugrunde liegenden Mechanismen sind vielfältig. Eine nachlassende Pumpleistung des Herzens oder eine abnehmende vaskuläre Flexibilität – die Fähigkeit der Arterien, sich zu weiten und zu verengen – zwingt den Herzmuskel zu Mehrarbeit. Dies kann langfristig zu strukturellen Veränderungen am Herzen führen. Jede Aktivität, vom Einkaufen bis zum Spielen mit den Kindern, erfordert mehr Anstrengung. Das Resultat ist ein Teufelskreis: Die Erschöpfung führt zu weniger Bewegung, was das System weiter schwächt. Ausdauersportarten wie Laufen oder Radfahren verbessern die Durchblutung signifikant. Bereits 30 Minuten moderate Bewegung am Tag können diesen Kreislauf durchbrechen und das Herz-Kreislauf-System nachhaltig stärken.

Letztendlich bestimmt nicht Ihr kalendarisches Alter, wie fit Sie sind, sondern die Effizienz Ihres Herz-Kreislauf-Systems. Eine gezielte Stärkung ist daher die wirksamste Anti-Aging-Maßnahme, die Sie ergreifen können.

Wie Sie in 6 Wochen herzgesunde Routinen etablieren, die wirklich bleiben

Die größte Hürde bei der Umstellung des Lebensstils ist nicht das Wissen, sondern die Umsetzung im Alltag. Gute Vorsätze scheitern oft, weil wir zu viel auf einmal wollen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Gewohnheitsarchitektur: dem schrittweisen Aufbau von kleinen, fast mühelosen Mikro-Routinen, die sich über die Zeit zu starken, automatischen Gewohnheiten entwickeln. Anstatt sich vorzunehmen, „mehr Sport zu machen“, beginnen Sie mit einem konkreten, unüberwindbaren ersten Schritt. Die Deutsche Herzstiftung betont, dass gerade der Beginn mit Bewegung schnelle Verbesserungen des Wohlbefindens bringt, was die Motivation enorm steigert.

Ein strukturierter Ansatz über sechs Wochen kann helfen, diese neuen Routinen zu verankern. Beginnen Sie in der ersten Woche mit nur einer einzigen Änderung, zum Beispiel einem 10-minütigen zügigen Spaziergang in der Mittagspause. Sobald dies zur Selbstverständlichkeit wird, fügen Sie die nächste kleine Gewohnheit hinzu. So schaffen Sie eine Aufwärtsdynamik. Soziale Verbindlichkeit ist ein starker Motor: Eine feste Verabredung mit einem Partner oder in einer Gruppe, wie beim gemeinsamen Nordic Walking, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dabeibleiben, erheblich.

Gruppe beim gemeinsamen Nordic Walking im deutschen Waldpark

Für den Einstieg in strukturierte Aktivitäten wie Gesundheitswandern gibt es in Deutschland oft finanzielle Unterstützung. Viele gesetzliche Krankenkassen bezuschussen solche Kurse oder übernehmen die Kosten für ein Belastungs-EKG beim Arzt, um die individuelle Belastbarkeit zu bestimmen. Dies senkt die Einstiegshürde und bietet einen sicheren Rahmen. Der Weg zu einem herzgesunden Lebensstil ist kein Sprint, sondern ein Marathon, der aus vielen kleinen, bewussten Schritten besteht.

Ihr Plan zur Auditierung Ihrer Alltagsgewohnheiten

  1. Bestandsaufnahme Ihrer aktuellen Gewohnheiten: Listen Sie eine Woche lang alle Aktivitäten, Mahlzeiten und Stressmomente auf, um ein klares Bild Ihres Alltags zu erhalten.
  2. Identifikation der Risikofaktoren: Markieren Sie in Ihrer Liste Momente von Bewegungsmangel, ungesunde Mahlzeiten und typische Stressauslöser.
  3. Abgleich mit Ihren Gesundheitszielen: Definieren Sie ein klares Ziel (z.B. „mehr Energie“). Welche markierte Gewohnheit steht diesem Ziel am meisten im Weg?
  4. Auswahl der ersten „Mikro-Routine“: Wählen Sie eine einzige, leicht zu ändernde Gewohnheit, die eine positive Wirkung hat (z.B. ein 10-Minuten-Spaziergang in der Pause).
  5. Erstellung eines konkreten Wenn-Dann-Plans: Formulieren Sie: „Wenn [Situation X] eintritt, dann mache ich [neue Mikro-Routine]“. Beispiel: „Wenn ich nach dem Mittagessen müde bin, dann gehe ich 10 Minuten um den Block.“

Denken Sie daran: Konsistenz schlägt Intensität. Eine kleine, täglich durchgeführte Handlung ist für Ihre Herzgesundheit wertvoller als eine große Anstrengung, die Sie nach zwei Wochen wieder aufgeben.

Ernährung, Bewegung oder Stressabbau: Was schützt Ihr Herz am meisten?

Gesundheitsbewusste Menschen stellen sich oft die Frage, worauf sie ihren Fokus legen sollen: Ist die Joggingrunde wichtiger als der Salat, oder schlägt die Meditation beides? Die Realität ist, dass diese drei Säulen – Bewegung, Ernährung und Stressabbau – nicht isoliert, sondern in einer starken Synergie wirken. Es geht nicht darum, eine Säule zu perfektionieren, sondern alle drei in eine gesunde Balance zu bringen. Die Dringlichkeit wird deutlich, wenn man bedenkt, dass in Deutschland laut dem aktuellen Deutschen Herzbericht 50 % der 10 häufigsten Todesursachen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen sind. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes.

Jede Säule hat ihre spezifische Hauptwirkung, aber auch wichtige Nebeneffekte, die die anderen Säulen unterstützen. Bewegung senkt direkt den Blutdruck und verbessert die Blutfettwerte, was die Effekte einer gesunden Ernährung verstärkt. Eine herzgesunde Ernährung wiederum liefert die „Baustoffe“ für gesunde Gefäße und reduziert Entzündungen, was dem Herzen bei Belastung zugutekommt. Chronischer Stress hingegen kann die positiven Effekte von Sport und guter Ernährung zunichtemachen, indem Stresshormone die Blutgefäße verengen und den Blutdruck in die Höhe treiben. Ein effektives Stressmanagement ist daher kein „Luxus“, sondern eine grundlegende Schutzmaßnahme, die die Wirksamkeit der anderen beiden Säulen sicherstellt.

Die folgende Übersicht, basierend auf einer vergleichenden Analyse des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, verdeutlicht diese Synergieeffekte.

Synergieeffekte der drei Säulen der Herzgesundheit
Säule Direkte Wirkung Risikoreduktion
Bewegung 23% geringeres Sterberisiko bei körperlich Aktiven Senkt Bluthochdruck, Blutfette und Blutzucker
Ernährung Senkt Cholesterinspiegel durch ungesättigte Fette Reduziert Diabetes- und Übergewichtsrisiko
Stressabbau Verhindert Verengung der Blutgefäße durch Stresshormone Kann Herzinfarkt verhindern

Die effektivste Strategie ist es, in allen drei Bereichen kleine, aber stetige Verbesserungen anzustreben. Die Kombination macht den entscheidenden Unterschied für die langfristige Gesundheit Ihres Herzens aus.

Diese 5 Alltagsgewohnheiten schädigen Ihr Herz, ohne dass Sie es merken

Neben den bekannten Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht gibt es eine Reihe von Alltagsgewohnheiten, deren schädliche Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System oft unterschätzt wird. Das Tückische daran ist, dass sie Teil unserer Routine sind und ihre negativen Effekte sich über Jahre summieren, ohne dass wir es merken. Eine der gefährlichsten Fehleinschätzungen ist die Verharmlosung des eigenen Risikos. Eine alarmierende Erkenntnis der GEDA-Studie 2022 des Robert Koch-Instituts (RKI) ist, dass fast 50 % der Risikopersonen ihr eigenes Risiko als gering einschätzen. Genau diese Diskrepanz macht die folgenden Gewohnheiten so gefährlich:

  1. Regelmäßiger „gemäßigter“ Alkoholkonsum: Das tägliche Glas Wein zum Abendessen wird oft als unbedenklich oder sogar herzschützend angesehen. Die moderne Kardiologie sieht das anders.

Einen risikofreien Alkoholkonsum gibt es nicht. Schon geringe Mengen Alkohol können Zellen und Organe wie das Herz schädigen sowie das Entstehen von Krebs begünstigen.

– Prof. Schwaab, Deutsche Herzstiftung

  1. Dauerhaftes Sitzen: Auch wer regelmäßig Sport treibt, aber den Rest des Tages sitzt („aktiver Couch-Potato“), hat ein erhöhtes Risiko. Langes Sitzen verlangsamt den Stoffwechsel und fördert Entzündungsprozesse im Körper.
  2. Sozialer Rückzug und Einsamkeit: Ein Mangel an sozialen Kontakten ist ein eigenständiger und starker Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Einsamkeit kann zu chronischem Stress und Depressionen führen, die das Herz direkt belasten.
  3. Unregelmäßiger Schlaf: Nicht nur die Dauer, sondern auch die Regelmäßigkeit des Schlafs ist entscheidend. Ständig wechselnde Schlafenszeiten stören unsere innere Uhr und können Blutdruck und Blutzuckerspiegel negativ beeinflussen.
  4. Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln: Selbst bei „gesund“ vermarkteten Fertigprodukten verstecken sich oft große Mengen an Zucker, Salz und ungesunden Fetten, die Entzündungen in den Gefäßen fördern und den Blutdruck erhöhen.

Eine ehrliche Bestandsaufnahme des eigenen Lebensstils ist der erste und wichtigste Schritt, um diese unbemerkten Gefahren für Ihr Herz zu eliminieren.

Ab welchem Alter sollten Sie mit gezielter Herzprävention beginnen?

Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für die Herzprävention wird oft falsch beantwortet. Viele glauben, es sei ein Thema für das Rentenalter. Aus kardiologischer Sicht ist die Antwort jedoch klar: so früh wie möglich. Die Grundlagen für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden oft schon in jungen Jahren gelegt. Der Alterungsprozess unseres Gefäßsystems ist ein schleichender Vorgang, der bereits ab dem 30. Lebensjahr messbare Spuren hinterlässt. Ein objektiver Indikator dafür ist die Herzfrequenzvariabilität (HRV), die die Anpassungsfähigkeit unseres Herzens an Belastungen misst. Eine hohe HRV ist ein Zeichen für ein gesundes, flexibles System.

Daten zeigen einen klaren altersbedingten Abfall. So sinkt die Herzfrequenzvariabilität von durchschnittlich 55-105 ms bei 20-25-Jährigen auf nur noch 30-55 ms bei 50-55-Jährigen. Dieser Rückgang zeigt, dass das vegetative Nervensystem, das unser Herz steuert, mit der Zeit an Regulationsfähigkeit verliert. Je früher man mit präventiven Maßnahmen beginnt, desto effektiver kann man diesen Abfall verlangsamen und das „biologische Alter“ seiner Gefäße niedrig halten. Es geht nicht darum, in Panik zu verfallen, sondern darum, frühzeitig gesunde Gewohnheiten zu etablieren, die dann im Alter wie ein starkes Schutzschild wirken.

In Deutschland bietet das Gesundheitssystem hierfür einen konkreten und wichtigen Ankerpunkt: den „Check-up 35“. Ab dem 35. Lebensjahr haben gesetzlich Versicherte alle drei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt. Dabei werden entscheidende Risikofaktoren wie Blutdruck, Blutzucker und Cholesterinwerte überprüft. Dieser Check-up ist die ideale Gelegenheit, eine Bestandsaufnahme der eigenen Herzgesundheit zu machen und gemeinsam mit dem Arzt eine individuelle Präventionsstrategie zu entwickeln. Bei familiärer Vorbelastung, zum Beispiel wenn Eltern oder Geschwister früh einen Herzinfarkt erlitten haben, sollte diese Vorsorge sogar schon deutlich vor dem 35. Lebensjahr beginnen.

Prävention ist keine Frage des Alters, sondern der Weitsicht. Jeder gesunde Lebensstil-Tag in Ihren 30ern und 40ern ist eine Investition, die sich in Ihren 60ern und 70ern um ein Vielfaches auszahlt.

Wie Sie 150 Minuten Herztraining pro Woche in Ihren Alltag integrieren

Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 150 Minuten moderater Bewegung pro Woche klingt für viele Menschen mit einem vollen Terminkalender nach einer gewaltigen Hürde. Der Trick besteht darin, diese Zeit nicht als einen einzigen, großen Block zu sehen, sondern sie in kleine, überschaubare Einheiten zu zerlegen. Es geht darum, Bewegung als festen Bestandteil des Tagesablaufs zu betrachten, genau wie Zähneputzen oder Essen. Schon 10 Minuten zügiges Gehen können das Herz-Kreislauf-Risiko um 20 % senken. Fünfmal pro Woche eine 30-minütige Einheit ist ein realistisches Ziel. Dies kann ein schneller Spaziergang in der Mittagspause, eine Radtour nach der Arbeit oder eine Trainingseinheit zu Hause sein.

Die ideale Strategie kombiniert Ausdauersport mit moderatem Krafttraining. Während Ausdauereinheiten das Herz direkt trainieren, baut Krafttraining Muskulatur auf, die den Grundumsatz erhöht und den Blutzuckerspiegel stabilisiert. Für das Training zu Hause ist ein Fahrradergometer eine hervorragende Investition, da die Leistung exakt in Watt eingestellt und das Training somit präzise gesteuert werden kann. Der entscheidende Faktor für den Erfolg ist jedoch die Routine. Tragen Sie Ihre Sporteinheiten wie feste Termine in den Kalender ein. Eine weitere effektive Methode ist die Integration von Bewegung in alltägliche Wege: Fahren Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit, steigen Sie eine Haltestelle früher aus oder erledigen Sie kleine Einkäufe zu Fuß.

Person macht diskrete Dehnübungen am höhenverstellbaren Schreibtisch

Selbst im Büroalltag lassen sich Mikro-Workouts einbauen. Nutzen Sie Telefonate für einen kleinen Spaziergang durchs Büro, machen Sie Kniebeugen, während der Kaffee durchläuft, oder dehnen Sie sich regelmäßig am Schreibtisch. Jeder Schritt zählt und summiert sich über die Woche. Es geht nicht darum, zum Hochleistungssportler zu werden, sondern darum, dem Körper regelmäßig die Bewegung zu geben, für die er gemacht ist. So werden die 150 Minuten von einer Belastung zu einem selbstverständlichen und wohltuenden Teil Ihres Lebens.

Betrachten Sie Bewegung nicht als Pflicht, sondern als aktive Pause für Kopf und Körper, die Ihr Herz für die kommenden Jahre stärkt.

Wie Sie durch mediterrane Ernährung Ihre Arterien vor Plaques schützen

Die mediterrane Ernährung gilt als Goldstandard für die Herzgesundheit. Ihr Geheimnis liegt in der Kombination aus ungesättigten Fettsäuren, reichlich Antioxidantien und Ballaststoffen. Diese Nährstoffe wirken entzündungshemmend und helfen, die Gefäßwände, das sogenannte Endothel, glatt und flexibel zu halten. Dies erschwert die Anlagerung von schädlichem LDL-Cholesterin und beugt so der Entstehung von arteriosklerotischen Plaques vor. Viele schrecken jedoch vor der Umsetzung zurück, weil sie glauben, auf exotische und teure Lebensmittel angewiesen zu sein. Das ist ein Irrtum. Das Prinzip der mediterranen Ernährung lässt sich hervorragend mit regionalen deutschen Lebensmitteln umsetzen – eine Art „German-Med-Diet“.

Ein Schlüsselelement ist der hohe Anteil an Gemüse, das reich an Nitraten ist. Diese werden im Körper zu Stickstoffmonoxid (NO) umgewandelt, einem Molekül, das die Blutgefäße weitet und den Blutdruck senkt. Statt auf südländisches Gemüse können Sie auf heimische Sorten wie Spinat, Grünkohl, Rote Bete oder Rucola zurückgreifen. Auch Kreuzblütler wie Brokkoli, Blumenkohl und Kresse sind hervorragende Lieferanten. Das Ziel ist es, den Teller bunt zu gestalten und bei jeder Mahlzeit einen hohen Gemüseanteil zu haben.

Auch bei Fetten und Proteinen gibt es exzellente heimische Alternativen. Die folgende Tabelle zeigt, wie einfach der Austausch im Alltag gelingt.

Herzgesunde Lebensmittel-Alternativen aus Deutschland
Mediterran Deutsche Alternative Herzschutz-Wirkung
Olivenöl Rapsöl Ungesättigte Fettsäuren stärken das Herz-Kreislauf-System
Mittelmeer-Fisch Hering, Makrele (Nord-/Ostsee) Omega-3-Fettsäuren
Knoblauch Knoblauch (lokal) Allicin weitet Blutgefäße

Indem Sie bewusst auf unverarbeitete, pflanzenbasierte und regional verfügbare Lebensmittel setzen, leisten Sie einen der wichtigsten Beiträge zum Schutz Ihrer Arterien – und das mit jedem Bissen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ihr biologisches Herzalter ist relevanter als Ihr kalendarisches Alter und kann durch Lebensstiländerungen aktiv beeinflusst werden.
  • Nachhaltiger Erfolg basiert auf der schrittweisen Etablierung von „Mikro-Routinen“, nicht auf radikalen Umstellungen.
  • Der kostenlose „Check-up 35“ ist in Deutschland der ideale, von Krankenkassen getragene Startpunkt für Ihre persönliche Herzprävention.

Bluthochdruck natürlich senken: Welche Methoden in Deutschland wissenschaftlich belegt sind

Bluthochdruck (Hypertonie) ist der größte einzelne Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. In Deutschland haben laut der Deutschen Herzstiftung über 20 Millionen Menschen einen zu hohen Blutdruck, viele davon ohne es zu wissen. Während Medikamente in vielen Fällen unerlässlich sind, gibt es eine Reihe von wissenschaftlich belegten, natürlichen Methoden, um den Blutdruck zu senken und die Medikamentendosis in Absprache mit dem Arzt zu reduzieren. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Ursachen des Bluthochdrucks – oft eine Kombination aus steifen Gefäßen und einem überaktiven Nervensystem – direkt anzugehen.

Die wirksamste nicht-medikamentöse Maßnahme ist regelmäßige Bewegung. Ausdauersport trainiert nicht nur den Herzmuskel, sondern verbessert vor allem die Funktion des Endothels, der inneren Schicht unserer Blutgefäße. Ein gesundes Endothel produziert mehr Stickstoffmonoxid, was die Gefäße weitet und den Blutdruck senkt. Dieser Effekt ist so stark, dass er oft mit der Wirkung eines leichten Blutdruckmedikaments vergleichbar ist.

Mit regelmäßiger Bewegung kann ein hoher Blutdruck quasi herunter trainiert werden. Ein fitter Sportler kann auf diese Weise häufig auch Medikamente einsparen.

– Helios Gesundheit Expertenteam, Helios Magazin

Neben Bewegung sind zwei weitere Methoden in Deutschland gut belegt:

  • Die DASH-Diät: Diese Ernährungsform (Dietary Approaches to Stop Hypertension) ist reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten, während Salz, Zucker und rotes Fleisch reduziert werden. Besonders der hohe Kaliumgehalt aus pflanzlichen Quellen wirkt als natürlicher Gegenspieler zum blutdrucksteigernden Natrium.
  • Gezielter Stressabbau: Techniken wie die progressive Muskelentspannung, Yoga oder regelmäßige Meditation können nachweislich das sympathische Nervensystem beruhigen, das für die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion und damit für Blutdruckspitzen verantwortlich ist. Ziel ist eine verbesserte Herz-Kohärenz, ein Zustand, in dem Herzschlag, Atmung und Blutdruck in einem harmonischen Rhythmus schwingen.

Die Senkung des Blutdrucks ist ein zentraler Hebel für Ihre gesamte Herz-Kreislauf-Gesundheit. Die Kenntnis dieser wissenschaftlich fundierten Methoden gibt Ihnen wirksame Werkzeuge an die Hand, um aktiv zu werden.

Der nächste logische Schritt ist die Vereinbarung eines Termins für den „Check-up 35“ bei Ihrem Hausarzt. Dort können Sie Ihre persönlichen Risikofaktoren bestimmen lassen und gemeinsam einen maßgeschneiderten Präventionsplan erstellen, der diese natürlichen Methoden sinnvoll integriert.

Häufige Fragen zur Herzprävention

Wann sollte man mit dem Check-up 35 beginnen?

Ab 35 Jahren bieten die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland einen kostenlosen Gesundheits-Check an, der alle 3 Jahre wiederholt werden sollte. Er dient der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen.

Was wird beim Check-up untersucht?

Der Check-up umfasst eine körperliche Untersuchung, die Messung des Blutdrucks sowie Blutuntersuchungen zur Bestimmung der Cholesterinwerte (Gesamt, LDL, HDL), Triglyceride und des Blutzuckerwertes zur Diabetes-Früherkennung.

Gilt das auch für jüngere Menschen mit familiärer Vorbelastung?

Ja, absolut. Bei einer familiären Vorbelastung, wie zum Beispiel einem Herzinfarkt oder Schlaganfall bei den Eltern oder Geschwistern vor dem 60. Lebensjahr, sollten Sie schon deutlich vor dem 35. Lebensjahr Ihren Hausarzt oder einen Kardiologen konsultieren, um die Risiken frühzeitig abzuklären.

Geschrieben von Thomas Schneider, Dr. med. Thomas Schneider ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie mit Zusatzbezeichnung interventionelle Kardiologie. Seit 18 Jahren arbeitet er als Oberarzt in der kardiologischen Abteilung eines Herzzentrums mit über 400 Betten und führt jährlich mehr als 600 Herzkatheter-Untersuchungen durch.